Wien - Die Westbahn will ihr Angebot ab Dezember 2017 ausbauen. Dann soll jeder zweite Zug Richtung Salzburg vom Wiener Hauptbahnhof abfahren statt wie bisher vom Westbahnhof. "Wir müssen den Hauptbahnhof Wien bedienen, sonst sind wir kein vollwertiger Anbieter", sagte der größte Westbahn-Aktionär, Hans Peter Haselsteiner, am Montag.

Wie die Erstausstattung wurde das Rollmaterial beim Schweizer Bahnausrüster Stadler Rail geordert - zehn vierteilige Doppelstockgarnituren, die mit den bestehenden sieben zehnteiligen kombinierbar sind. Kostenpunkt: 180 Millionen Euro. Um diese Investition zu stemmen, hat die im Eigentum von Haselsteiner Familien Privatstiftung (49,9 Prozent), der Augusta Holding rund um den Sanierer Erhard Grossnig (32,7 Prozent) und der französischen Staatsbahn SNCF (17,40 Prozent) stehende Rail Holding eine Kapitalerhöhung um 36,5 Millionen Euro vorgenommen.

Preisschlacht

Die war den Franzosen nicht genehm, sie ließen ihren Viertelanteil auf 17,4 Prozent verwässern. Ihre weitgehenden Kontrollrechte seien nun weg, sagt Haselsteiner, dessen Übernahmenangebot für die restlichen Anteile SNCF ausgeschlagen habe. An einen baldigen Abzug der französischen Staatsbahn glaubt Haselsteiner nicht, die Struktur sollte "bis in die 2020er Jahre" passen und ein Exit kein Thema sein. "Es ist nicht mein Interesse, sie gänzlich loszuwerden", betont Haselsteiner. Westbahn gehe es im Übrigen nicht so schlecht: Im Vorjahr habe man 4,5 Millionen Passagiere transportiert, operatives Ergebnis und Cashflow seien positiv, nur das Betriebsergebnis (Ebit) noch nicht. "Das ist das Ergebnis der Preisschlacht."

Knackpunkt Pendler

Ob sich die Investition je rechnet, hängt von mehreren Faktoren ab: Westbahn muss das Potenzial an Fahrgästen zwischen Wien und München wecken (langfristig eine Verdoppelung) und den Preiswettbewerb überleben, den Marktbeherrscher ÖBB-Personenverkehr mit seinen Acht-Euro-Tickets entfacht habe.

Eines der wichtigsten Kriterien ist freilich: Ob der Bund die Finanzierung von Pendlerzügen (i. e. Gemeinwirtschaftliche Leistungen) ab 2019 ordnungsgemäß ausschreibe, anstatt sie wie 2009 in Direktvergabe für zehn Jahre der ÖBB zuzuschanzen. Aus diesem Titel bekommt der ÖBB-Personenverkehr pro Jahr rund 650 Millionen Euro, Zugbestellungen von Bundesländern ebenso wenig inkludiert wie über den Familienlastenausgleich finanzierte Schüler- und Lehrlingsfreifahrten.

Keine Ausschreibung

Solang diese Leistungen nicht öffentlich ausgeschrieben werden, hat Westbahn keinen Zugang zu Südbahn- und Tauernstrecke, die vom Staat (mit)finanziert werden. Maßgeblichen Einfluss hat auch jenes Gesetz, das in zwei Wochen den Ministerrat passieren soll: Das Eisenbahngesetz, mit dem Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) österreichweit einen Integralen Taktfahrplan (ITF) implementieren will. Gemäß Gesetzentwurf soll bei der Vergabe der für einen ITF notwendigen Fahrwegkapazität jenes Bahnunternehmen Vorrang haben, das landesweit einen ITF anbieten kann - der STANDARD berichtete exklusiv. Da Letzteres nur bei der ÖBB der Fall ist, kann Westbahn nicht mit. "Wenn man als Staat möglichst wenig Geld für möglichst viel Leistung ausgeben will, dann darf man den Wettbewerb nicht hinterrücks meucheln." Falls sich die Politik nicht besinne, werde man in Brüssel kämpfen, sagt Haselsteiner. (ung, 11.5.2015)