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Gerettete Flüchtlinge im Lhok Sukon.

Foto: EPA/ZIKRI MAULANA

Jakarta/Kuala Lumpur – Vor den Küsten Malaysias und Indonesiens wurden in den letzten zwei Tagen rund 2.000 Bootsflüchtlinge aus Bangladesch und Myanmar (Burma) gerettet. Laut der malaysischen Polizei wurden sie von Schleppern vor der Ferieninsel Langkawi in seichten Gewässern ausgesetzt, wo sie geborgen wurden. Polizeiangaben zufolge kamen die Flüchtlinge vermutlich in drei Booten an.

Die Situation mit den Bootsflüchtlingen im bengalischen Golf ist zunehmend dramatisch. Gemäß aktuellen Zahlen des Uno-Flüchtlingskomissariats werden die Bootsflüchtlinge im ersten Quartal dieses Jahres auf 25.000 Menschen geschätzt – im Vergleich zum Vorjahr fast das Zweifache –, davon sollen schätzungsweise 300 auf See umgekommen sein.

Die erste Destination der Flüchtlinge ist häufig Thailand. Malaysia gilt vorwiegend als Zielland, weil es eines der reicheren Länder in Südostasien ist und deshalb einen Hoffnungsschimmer für Asylsuchende aus ärmeren Ländern der Gegend darstellt.

Lebensgefährliche Reise

Einen Großteil der Flüchtlinge machen die muslimischen Rohingya aus, die im vorwiegend buddhistischen Myanmar als "staatenlos" gelten. Das Land wurde im Dezember 2014 von den Vereinten Nationen dazu aufgefordert, diese Minderheit und deren Staatsbürgerschaft anzuerkennen.

Die Rohingya und auch Personen aus Bangladesch flüchten vor den politisch prekären Verhältnissen im Land, in dem sie keine Anerkennung finden – und vor der Armut. Wie in vergangenen Berichten der Vereinten Nationen machen Minderjährige ein Drittel der Flüchtlinge aus. Seit dem Jahr 2012 sollen mehr als 100.000 "staatenlose" Rohinghya aus Myanamar geflüchtet sein.

Die Reise – von Menschenhändlern organisiert – gestaltet sich alles andere als einfach. Nebst sehr hohen Preisen für die Überfahrt (gemäß dem Bericht der Uno zwischen 90 und 370 US-Dollar) müssen die Flüchtlinge bei der Einreise auch noch etwas bezahlen (bis zu 2.000 US-Dollar), wovon sie vorab allerdings nicht in Kenntnis gesetzt werden. Auch kommt es vor, dass ihnen die Überfahrt kostenlos angeboten wird, sie dann aber bei der Ankunft erfahren, dass sie eine Art "Lösegeld" mit unterbezahlten Jobs im Zielland abbezahlen müssen, oder Frauen werden Männern im Zielland versprochen.

Die Fahrt auf See verläuft gefährlich, weil sie meist auf einfachen Booten erfolgt, die zudem so überfüllt sind, dass die Menschen kaum Bewegungsfreiheit haben. Sie werden menschenunwürdig behandelt: ihre Habseligkeiten werden von den Menschenhändlern konfisziert, sie bekommen kaum Nahrung, die hygienischen Zustände sind katastrophal und Frauen werden Opfer sexueller Übergriffe. Dementsprechend kommen die Flüchtlinge gesundheitlich in sehr schlechtem Zustanden im Zielland an – sofern sie das überhaupt schaffen. Laut dem Bericht des Uno-Flüchtlingskommissariats sind Fälle bekannt, in denen die Menschen bis zu zwei Monate auf See waren.

Die Flüchtlingskrise betrifft zahlreiche Länder der Region. Im Süden Thailands nahe der Grenze zu Malaysia wurden kürzlich auf dem Gelände eines verlassenen Camps im Dschungel in der Provinz Songkhla rund 30 Gräber mit den Leichen mutmaßlicher Flüchtlinge entdeckt.

Zielland als Enttäuschung

Malaysia hat die Genfer Flüchtlingskonvention nicht unterzeichnet. Die Flüchtlinge gelten dort als "illegale Migranten" (wie auch in Thailand oder Indonesien). Sie dürfen grundlos verhaftet und eingesperrt werden – die Behörden unterscheiden nicht zwischen illegal eingereisten Menschen und Asylsuchenden, sondern betrachten sie alle als "kriminell". Asylsuchende haben keinerlei Anrecht auf Arbeit, die Kinder von Flüchtlingsfamilie dürfen keine Schulen besuchen.

Ein Personalausweis mit dem Vermerk "Asylsuchender" der Uno ist die einzige Art von rechtlichem Schutz, den die Flüchtlinge in Malaysia haben – damit dürfen sie zumindest nicht festgenommen werden. Angesichts dieser drastischen Lage hat die Uno die Länder in der Region dazu aufgerufen, verschärft gegen Menschenhandel vorzugehen. Auch möchte die Uno die Bedingungen für Asylsuchende durch Kooperation mit anderen Staaten und Organisationen verbessern. (ta, 11.5.2015)