E-Bikes halten auf den Bergen Einzug. Sie lassen Höhenmeter und Distanzen schrumpfen - und führen mitunter in Gebiete, in denen Unerfahrene wenig zu suchen haben.

Eazy GmbH

Wien - Verletzungen kann sich Daniel Kraut nicht mehr leisten. Also ließ er den Profirennsport bleiben. Seinem Mountainbike hält er dennoch die Treue, mittlerweile aber als Unternehmer. Der Steirer arbeitet als Freeride-Coach, Fahrradtechniker und Streckenbauer. Und er zählt zu einer kleinen Szene an jungen Gründern, die den Markt für E-Bikes antreiben.

Gut 725 von 1000 Österreichern besitzen einen Drahtesel. 401.300 neue Räder wurden hierzulande im Vorjahr verkauft, erhob jüngst der Verband der Sportartikelerzeuger und -ausrüster. 50.000 davon fahren mit Elektroantrieb.

Kraut hat auf einen solchen ein europaweites Patent angemeldet. Was den Antrieb von herkömmlichen unterscheidet: Er lässt sich innerhalb einer Minute auf 85 Prozent der handelsüblichen Fahrräder aufbauen und wieder abnehmen, sollte man doch wieder nur auf die Kraft der eigenen Beine vertrauen wollen. Es sei eine Nische, sagt der 32-Jährige, und er könne der großen Industrie damit sicher nicht Konkurrenz machen. Aber gehe die Idee des raschen Umrüstens auf, werde er heuer bis zu 150 Stück davon verkaufen. 15 Prototypen hat der Mürztaler fertig, die Antriebe baut er unter dem Dach seiner Eazy GmbH selbst. "Noch ist es eine One-Man-Show. Aber ich suche einen Mitarbeiter."

Crowdfunding als Sprungbrett

70.000 Euro Eigenkapital habe er seit 2009 in die Entwicklung investiert. Dazu kamen 50.000 Euro an Förderungen. Das Gründerzentrum der Montanuniversität Leoben leistete auf dem Weg in die Serienreife Hilfe. Über Crowdfunding will Kraut sein Unternehmen nun auf breitere Beine stellen. Mitbewerber üben sich bereits mit Schwarmfinanzierungen: Die jungen Salzburger Brüder Preining versorgen die Downhill-Szene als Pioniere schon seit etlichen Jahren mit starken Motoren und holten auch Business-Angels an Bord. Kraut war einst Testfahrer für sie. Der Markt, sagt er, sei groß genug für beide Betriebe.

Rauf auf den Berg

Die Zeiten, in denen E-Bikes ein Fortbewegungsvehikel der älteren Generation waren und wenig Sexappeal versprühten, seien vorbei, meint Norbert Bisko. Seit 15 Jahren betreibt er unter der Marke Bikestore.cc einen Onlineshop und verkauft mit 40 Mitarbeitern Räder in sieben stationären Filialen.

Er sieht vor allem junges Publikum auf Elektroantrieb umsatteln. Jedes achte bis neunte Rad, das er verkauft, sei mittlerweile entsprechend aufgerüstet. Auch für den Berg: "Es geht hier nicht ums Rasen, sondern um mehr Höhenmeter und mehr Reichweite."

Klar bestehe die Gefahr, dass die Geschwindigkeit unterschätzt werde - vor allem wenn Leute mit aufgetunten Bikes unterwegs seien, sagt Gernot Kellermayr, Präsident des Verbands der Sportartikelerzeuger. Gerade auf dem Berg gerate man da rasch in Regionen und Höhen, die nichts für Laien seien. Andererseits hole der E-Antrieb Österreicher aufs Rad und in die Natur, die anders wohl schnell an ihre Leistungsgrenzen kämen.

Vorarlberger hängen Wiener ab

37 Prozent der verkauften Räder sind Mountainbikes, der Anteil an Citybikes ist auf knapp sechs Prozent geschrumpft. Kräftig bergauf ging es bei Kinderrädern. In Summe jedoch liegt das Marktvolumen 2014 trotz Zuwächsen noch unter jenem des Jahres 2012. Die durchschnittlichen Ausgaben pro Rad sind aufgrund der E-Bikes auf 740 Euro gestiegen. Die höchste Dichte an Fahrrädern gibt es im Übrigen mit 810 Drahteseln pro 1000 Einwohner in Vorarlberg. Wien besetzt mit 620 den letzten Platz. (Verena Kainrath, 11.5.2015)