Die Labour-Party wurde in ihrer Hochburg Schottland praktisch ausgerottet. Der griechischen Pasok ist dieses Schicksal bereits im Januar widerfahren. Die niederländische Sozialdemokratie grundelt in Umfragen bei 10 Prozent. Ob sich die spanische PSOE dem Zangenangriff von Links und Liberal erwehren kann, wird sich erst zeigen. Und die SPD in Deutschland bietet auch ein trauriges Bild.

Aber die Sozialdemokratie wird nicht nur für eine "falsche" politische Linie abgestraft. Sie verliert, wenn sie nach links rückt - und sie verliert, wenn sie in die sogenannte "Mitte", also nach rechts rückt. Sie hat kein Bild - und damit haben auch die Bürger und Bürgerinnen kein Bild - davon, was Sozialdemokratie 2015ff heißen soll. Damit ist aber die europäische Sozialdemokratie in einer wirklichen Identitätskrise.

Gewiss, im Einzelfall können das Personen überstrahlen - so wie Matteo Renzi in Italien. Aber wenn man selbst keine Linie hat, hilft weder ein schneller "Linksruck" noch eine Anpassung an den Mainstream. Das ist aber die eigentliche Ursache für die Tragödie der europäischen Sozialdemokratie - weil das eben eine Krisensituation ist, aus der es keinen leichten Ausweg gibt. (Robert Misik, 10.5.2015)