My brother from another mother.

nicole rauscher

Wenn das Futter auf sich warten lässt, ist der Spaß vorbei.

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Pavel, der Mausjäger.

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Ausgewachsene Katzen sollten morgens und abends gefüttert werden, Katzenwelpen hingegen vier bis fünf Mal pro Tag. Die häuslichen Halbstarken, Yuri und Pavel, haben ihre Mahlzeiten mittlerweile selbst reduziert: Wir hören die "Symphonie der verhungernden Kater" nur mehr zwei- bis dreimal täglich.

Was im Napf landet ist ausschließlich Menschensache und wird meist von Werbeversprechen und Produktdesign beeinflusst. Dass mit Fertigfutter hauptsächlich menschliche Bedürfnisse befriedigt werden, zeigt auch der neueste Trend zur veganen Katzenernährung, die wohl schlimmste Art der Vermenschlichung.

Theoretisch lässt sich tierisches Protein natürlich durch pflanzliches ersetzen, allerdings fehlen dem Fleischfresser (Karnivor) Katze die Voraussetzungen, dieses auch nährstofflösend zu verdauen. Hinzu kommt, dass das vielfach in solchen Futtermitteln verwendete Soja allergieauslösend wirken soll.

Kein Trockenfutter

Das prominenteste Fastfood in Sachen Katzenernährung ist Trockenfutter: lange haltbar, einfach zu lagern, leicht zuzubereiten. Was für den Menschen furchtbar praktisch ist, kann der Katze mitunter sogar schaden.

Wissenschafter gehen davon aus, dass unser heutiger Heimtiger auf eine nordafrikanische Wildkatzenart, die Falbkatze, zurückgeht. Perfekt an die dortige Wüstenumgebung angepasst, deckt sie ihren Wasserbedarf fast ausschließlich aus ihrer Nahrung, die hauptsächlich aus Nagetieren und kleineren Vögeln besteht. Auch unsere Stubentiger trinken im Regelfall eher zu wenig als zu viel.

Trockenfutter, das meist nicht mehr als 8 Prozent Feuchtigkeit enthält, entzieht dem Körper Wasser. Um diesen Verlust auszugleichen, müsste eine Katze dreimal so viel trinken wie sie frisst und das ist, aller Erfahrung nach, selbst bei der optimalen Versorgung durch trinkanimierende Gerätschaften wie Katzenbrunnen utopisch. Resultat ist eine Dauerbelastung der Nieren, die das Risiko entsprechender Erkrankungen erhöht.

Gegen Trockenfutter als Leckerli spricht natürlich nichts, es sollte allerdings nicht die Hauptnahrung ausmachen.

Nassfutter mit hohem Fleischanteil

Fast so bequem, aber aufgrund der enthaltenen Feuchtigkeit wesentlich besser geeignet, ist Nassfutter. Qualität orientiert sich allerdings selten am Werbebudget und oft ist die bekannteste Futtermarke nicht unbedingt die beste fürs Viech. Um die Auswahl zu erleichtern, orientiert man sich klarerweise daran, was Katz’ braucht und was nicht. Im Katzenfutter ist idealerweise hauptsächlich Fleisch (mind. 60 Prozent) enthalten, daneben ausreichend Fett sowie Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Letztere werden, wie auch die wichtigen Aminosäuren (z,B. Taurin), bei den allermeisten Dosenfuttersorten ohnehin zugesetzt.

Pflanzliche Bestandteile in Höhe von 5-10 Prozent sind absolut ausreichend und können in höheren Mengen (25-30 Prozent) nicht mehr verdaut werden. Absolut unbrauchbar für die Samtpfoten ist Zucker (ob als Inulin, Karamell, Rübensirup usw.): Katzen können Zucker nicht schmecken, er dient oftmals lediglich der Färbung, um den optischen Ansprüchen der Halter genüge zu tun. Bestandteile wie Mais(-kleber) und Weizen(-kleber), die im Verdacht stehen, Allergien auszulösen, dienen oft als Füllstoffe und zur Erhöhung der Verdaulichkeit (oder der Vermeidung von Durchfall, der durch andere minderwertige Inhaltsstoffe entstehen kann).

Neuerdings werden auch häufig Kräuter und andere pflanzliche Zusatzstoffe beigemengt, von denen man sich eine heilende Wirkung verspricht. Hier hat man wohl eher den Dosenöffner im Auge, denn für deren Wirkung auf Katzen gibt keine wissenschaftliche Grundlage. Gutes Katzenfutter ist meist etwas teurer, allerdings reduziert sich die Futtermenge nach der Umgewöhnungsphase oft auf die Hälfte. Der Grund dafür ist einerseits die größere Verfügbarkeit besser verdaulichen Proteins und andererseits die Fähigkeit von Katzen, ihre Nährstoffaufnahme selbst zu regulieren.

Das Katerstrophen-Menü

Für die Kater gab es züchterseitig überteuertes Trocken- bzw. Nassfutter. Obwohl Kitten im Wachstum locker das Dreifache fressen (zusammen mehr als die Tagesration des 25-Kilo-Hundes) wollten mein Freund und ich die bei den Vorgängerkatzen begonnene Frischfleisch-Fütterung beibehalten. Als reine Karnivoren, an denen die Domestikation weitgehend vorbeigegangen ist, brauchen Katzen weit weniger Kohlenhydrate als in den meisten herkömmlichen Dosenfuttermarken enthalten sind.

Lässt man Hauskatzen selbst wählen, ahmen sie einer Studie zufolge die Ernährung in der Wildnis nach und selektieren eine Kalorienzusammensetzung von 52 Prozent Protein, 35 Prozent Fett und etwa 12 Prozent Kohlenhydrate, wobei nur Fertigfutter gefüttert wurde. Im Napf der Katerstrophen befindet sich meist eine Mischung mit viel Herz, durchwachsenem Muskelfleisch, Innereien, Knochen und Fett, manchmal etwas Salz und Lachsöl, der Ballaststoffanteil von etwa 5 Prozent, in Abhängigkeit von der Verdauung, setzt sich aus Fell und Mageninhalt von Futtertieren sowie Katzengras und Leckerlis zusammen. Zwischendurch gibt’s auch mal ganze Wachteln, Hühnerhälse, Sardinen, Eintagsküken oder Futtermäuse und -ratten zum Knabbern.

Der reichlich bescheuerte Name für diese Art der Fütterung ist "Frankenprey", weil man sich dabei am im englischen Raum bekannteren Prey Model Raw (Beutetierfütterung) orientiert, aber das Beutetier aus verschiedenen Tieren bzw. Fleischsorten zusammensetzt. Etwa alle eineinhalb Monate wird unsere Küche also ein paar Stunden zur Fleischerei, alle möglichen Teile vom Tier werden gemischt und portioniert, sodass abendlich nur der Griff in den Gefrierschrank nötig ist, um das Futter für den nächsten Tag parat zu haben.

Yuri und Pavel scheinen zufrieden, zumindest knurrt das Katerstrophen-Team seit der Umstellung beim Fressen wohlig vor sich hin – einträchtig nebeneinander. Und auch, wenn es gewöhnungsbedürftig ist, ein flauschiges Küken von Katerpfoten initiierte Dreifach-Salti in der Küche schlagen zu sehen, die Befriedigung der Buben beim anschließenden Verspeisen desselben ist unübersehbar. (Nicole Rauscher, 11.5.2015)