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Lionel Messi nähert sich dem großen Champions-League-Finale.

Foto: Reuters / Gustau Nacarino

Jérôme Boateng hat plumps gemacht. Bar jeder Eleganz ging der deutsche Weltmeister zu Boden, als er im Halbfinale der Champions League Lionel Messi auf sich zulaufen sah. Kurz darauf lupfte die Offensivkraft des FC Barcelona den Ball ins Tor, tags darauf ergoss sich Spott über den Verteidiger des FC Bayern München. Dabei könnte man dessen Straucheln wohlwollend als Verbeugung oder gar vorauseilenden Gehorsam interpretieren. Schließlich ist der 27-jährige Messi bereits vierfacher Weltfußballer, das Aufzählen seiner Auszeichnungen wäre abendfüllend. Nur als er 2014 zum besten Spieler der Weltmeisterschaft gewählt wurde, waren nicht alle begeistert. Es hätte bessere gegeben, hieß es. Der Auftritt von "La Pulga", also dem Floh, wie er aufgrund seiner Körpergröße von 1,69 Metern genannt wird, sei zeitweise lust- und ideenlos gewesen. Man sah ihn tatsächlich schon lauffreudiger.

Im Dress der argentinischen Nationalmannschaft wurde sich Messi selten gerecht, trotz der ohnehin superben Ausbeute von 44 Toren in 93 Spielen. Die überzogene Erwartungshaltung mag nur ein weiterer Qualitätsnachweis sein, so richtig ins Herz seiner Landsleute konnte sich der mit 13 Jahren nach Barcelona gezogene Dribblanski trotzdem nie spielen. Zu groß die Sehnsucht nach einem WM-Titel und noch größer der Schatten von Diego Maradona. Eben mit jener Legende des Weltfußballs wird Messi häufig verglichen. Er besitze dieselben technischen Fähigkeiten, sei aber schneller und beweglicher, den Gegebenheiten des modernen Fußballs angepasst.

Messi, seit 2012 Vater eines Sohnes, ist kein Mann großer Worte, sein Privatleben hält er dezent im Hintergrund. Schlagzeilen abseits der Sportseiten hat er trotzdem gemacht, die ausbaufähige Steuermoral kratzte dabei am Image des feinen Kerls. 15 Millionen Euro musste er an den Fiskus nachzahlen. Nicht schlampert, möchte man meinen, bei einem Jahresverdienst von 48 Millionen Euro aber gerade noch verschmerzbar.

Dass Messi sich im Vorjahr immer wieder auf dem Spielfeld übergeben musste, wird andere Gründe gehabt haben. Statt durch Brechreiz fiel Messi in den vergangenen Monaten wieder durch Tore auf. In der spanischen Meisterschaft, in der Copa del Rey und in der Champions League trifft er am Fließband, in allen drei Bewerben naht der Titel. Bis dahin wird noch der eine oder andere plumps machen. Und das ist keine Schande. (Philip Bauer, 8.5.2015)