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Parteichef und Parlamentarier Nikolaos Michaloliakos

Foto: AP / T. Stavrakis

Athens Hochsicherheitsgefängnis ist ein Komplex von eierschalenfarbenen, dreistöckigen Bauten mit einer ungemähten Wiese, die bis zum Stacheldrahtzaun wuchert - zumindest hier an der Ecke des Lambrakis-Boulevards in Piräeus. Der ist nun abgesperrt, ein Hubschrauber kreist in der Luft, Polizeibusse stehen quer in den Seitenstraßen und halten die Anhänger und Gegner der griechischen Faschistenpartei Goldene Morgenröte auseinander. Ein neues weißes Schulgebäude ragt gleich neben dem Korydallos-Gefängnis empor. Das ist schon einmal das erste Problem, warum der Prozess gegen 69 Parteimitglieder und die Führung nicht vom Fleck kommt.

"Meine Tochter ist dort drin", sagt ein Mann und deutet auf das weiße Gebäude über dem Dach der Polizeibusse. "Ende Mai hat sie ihre Abschlussprüfung. Was soll das werden mit dem ganzen Zirkus hier?"

Verhandlung erst wieder nächste Woche

Es ist der zweite Anlauf, das Strafverfahren gegen die Faschisten zu starten. Richterin Maria Lepenioti weist einen Antrag zur Verlegung der Verhandlung aus einem Saal im Gefängnis in ein Gerichtsgebäude ab. Das Justizministerium soll das entscheiden, sagt sie. Die Verhandlung wird auf nächste Woche vertagt.

Draußen stehen mehrere Hundert Aktivisten von Antifa-Verbänden und einer kommunistischen Gewerkschaft mit Spruchbändern und halten Reden. Nein, er erwarte sich nicht viel von diesem Prozess gegen die Faschisten, sagt Kostas, ein 46-jähriger Mann, der sich als Anarchist und Physiklehrer vorstellt. Wäre nicht 2013 der Mord an dem griechischen Musiker Pavlos Fyssas gewesen, hätte der Staat die Leute der Goldenen Morgenröte weiter Jagd auf Ausländer machen lassen, sagt er.

Nun müssen sie sich wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung verantworten. Ihr Ziel sei nicht Politik oder das Gewinnen von Wahlen, sondern der Aufbau einer paramilitärischen Struktur, sagt Thanassis Kampagiannis, ein Anwalt der Nebenkläger. (Markus Bernath aus Athen, DER STANDARD, 8.5.2015)