KHM-Generaldirektorin Sabine Haag will beim Projekt Neue Burg in großen Dimensionen denken. Einzig den Zeitplan für das "Haus der Geschichte" hält sie für zu ambitioniert.

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Wien - "Wir denken in Möglichkeiten", sagt KHM-Chefin Sabine Haag. "Das KHM hat 13 Sammlungen, von denen einige ganz wesentliche Bestände bisher nicht gezeigt werden können." Das betreffe etwa das Monturdepot oder die Tapisserien. Daher ist die Devise, im Rahmen der politischen Konstellation eigene Visionen zu positionieren.

Haag: "Wir machen nicht die Kulturpolitik. Wir wollen unseren Beitrag zur Umsetzung von kulturpolitischen Plänen leisten und konstruktiv mitarbeiten. Dasselbe erwarten wir uns auch von anderen." Strukturell dürfte das "Haus der Geschichte" an die Österreichische Nationalbibliothek angegliedert werden. Räumlich würde das KHM dafür seine Musiksammlung absiedeln und verkleinern müssen. Dafür will man aber etwas bekommen.

Erweiterung des Ephesus-Museums

Die fünf rund 725 Quadratmeter großen Säle im Mezzanin der Neuen Burg, die "Weltmuseum"-Chef Steven Engelsman unter großem Bedauern aus seinen Bespielungsplänen streichen musste, seien durch den fehlenden räumlichen Zusammenhang mit den eine Etage darüber heldenplatzseitig gelegenen Räumen des "Haus der Geschichte" für dieses nicht brauchbar, glauben Haag und Frey.

Auch die derzeit um 1.000 Quadratmeter mehr verfügende Sammlung Alter Musikinstrumente will man nicht dorthin verräumen - auch wenn Ostermayer dies im gestrigen Kulturausschuss als eine Möglichkeit andeutete. Vielmehr ließe sich hier das Ephesos Museum ideal erweitern. Kernstück dieser Erweiterung könnte das Heroon von Trysa sein, das in Lykien (Südwest-Türkei) gefundene Relief der Mauer einer Grabanlage aus dem 4. Jhdt v. Chr., das über reiche bildliche Darstellungen verfügt.

Die 1993 neu aufgestellte Musikinstrumentensammlung, die in den Museumsentwicklungsplänen "nicht Priorität Nummer eins" hatte, könnte entweder im zu adaptierenden Dachgeschoß des KHM-Hauptgebäudes oder "an anderen Standorten, die mit Musik zu tun haben" untergebracht werden. Möglicherweise trifft es sich da gut, dass auch die Österreichische Nationalbibliothek über eine (im Palais Mollard in der Herrengasse untergebrachte) Musiksammlung mit musikalischen Originalhandschriften verfügt oder die Hofburg mit der Hofmusikkapelle über einen weiteren Ort verfügt, an dem Musikgeschichte lebendig wird.

Sammlung Alter Musikinstrumente bleibt im KHM-Verband

Eine Trennung von der Sammlung kommt jedoch nicht infrage: "Wir sehen keinerlei Veranlassung zu einer Kindesweglegung", versichert Haag. Zumal es den Kindern heute "sicher besser geht als vor zehn Jahren", wie Frey glaubt. Das von allen Experten als extrem problematisch beschriebene Raumklima der Neuen Burg habe man durch Revitalisierung eines Luftbrunnens und eine Außenbeschattung verbessern können. "Früher hatte es im Hochsommer in den Sälen bis zu 30 Grad Raumtemperatur. Das haben wir auf maximal 27 Grad absenken können."

Von der Hofjagd- und Rüstkammer, die einen Teil der jährlich 80.000 Museumsbesucher der Neuen Burg anlockt, wird man wohl nichts abgegeben müssen. Das liegt auch daran, dass die für das "Haus der Geschichte" gesuchten 3.000 Quadratmeter keine reine Ausstellungsfläche sein werden bzw. dass auch bereits das Stiegenhaus in die Ausstellung miteinbezogen werden könnte: "Wir haben uns auf die Bezeichnung 'Publikumsfläche' geeinigt. Das inkludiert auch Eingangs- und Shopbereich", sagt Frey.

Steuerungsgruppe bisher noch nicht zusammengetreten

Alles das muss aber erst besprochen werden. Die von allen beteiligten Institutionen zu beschickende Steuerungsgruppe ist noch kein einziges Mal zusammengetreten. Und nicht nur deshalb nennt Haag den Zeitplan, der eine Eröffnung des Haus der Geschichte für 2018 vorsieht, "sehr ambitioniert". Am KHM soll es dabei nicht scheitern. "Wir werden unseren Beitrag leisten und freuen uns, mit dem Weltmuseum 2017 den ersten Baustein einer Gesamtlösung vorlegen zu können", sagt Frey. "Unser großer Wunsch wäre es, den Platz autofrei zu bekommen."

Stärker ins Bewusstsein der Parlamentarier rücken wird das Areal in jedem Fall. Diese sollen nämlich 2017 in der Hofburg übersiedeln. Es scheint kaum ein Stein auf dem anderen zu bleiben. Je größer ein Projekt gedacht sei, desto größer seien auch die Chancen, neue Attraktivität und damit auch neue Einnahmen generieren zu können, sagt Frey. Und das Problem der erhöhten Betriebskosten, das vorgeblich der Stein des Anstoßes für die Umplanungen in der Neuen Burg war, scheint wie weggezaubert. (APA, 6.5.2015)