Probieren Maschinen selbst, was sie alles tun können, werden ihre Bewegungen natürlicher und energiesparender, als wenn man sie programmiert, erklärte der Computerforscher Ralf Der anlässlich des Symposiums "Selbstorganisation" am Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg der APA. Man könne daraus auch über die Ko-Entwicklung von Geist und Körper bei Kindern lernen.

Neuronale Netzwerke

Der arbeitet am Max Planck Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften in Leipzig (Deutschland) daran, dass Roboter eigenständig Bewegungsmuster lernen. Dazu versieht er computer-simulierte Maschinen mit neuronalen Netzwerken aus Synapsen und Nervenzellen, die in einem sensomotorischen Kreislauf mit dem Körper verdrahtet sind. "Es funktioniert wie bei uns Menschen, wenn wir etwas mit den Augen aufnehmen, das Signal ins Gehirn geleitet und verarbeitet wird und letztendlich in eine Muskelbewegung umgesetzt wird", sagte er.

Mit diesen neuronalen Netzwerken könnten die Roboter eine selbstbestimmte Entwicklung durchlaufen, so wie Kinder, die ihren Spieltrieb ausleben und dadurch gewisse Verhaltensweisen entwickeln. So lernen Ders Maschinen sich fortzubewegen, an Kurbeln zu drehen und mit anderen Robotern zusammenzuarbeiten. Dies funktioniere nicht nur mit Computersimulationen. "Wir haben auch schon nachgewiesen, dass man mit diesen neuronalen Netzwerken auch reale Maschinen betreiben kann", erklärte der Forscher.

Einheit

"Speziell durch die Robotik hat man erkannt, dass es ein Fehler ist, zu sagen, Geist und Körper sind getrennt", sagte Der. In der Fachrichtung "Embodied Intelligence" (Verkörperte Intelligenz) würde man mittlerweile nicht mehr davon ausgehen, dass ein künstliches oder natürliches Gehirn sich etwas ausdenkt und daraufhin Befehle an den Körper schickt, sondern man habe registriert, das der Geist nicht ohne den Körper existieren kann. "Das Gehirn ist mit dem Körper gekoppelt und nur die beiden gemeinsam können in einem sensomotorischen Kreislauf Bewegungsformen entwickeln." Auch in der Evolution des Menschen hätten sich Gehirn und Körper stets gemeinsam entwickelt und einer hätte ohne den anderen nicht "vorwärts kommen können", meint Der.

Einerseits wolle er mit seiner Forschung Maschinen kreieren, die ihre Entwicklungsmöglichkeiten selbst erkennen und dadurch zum Beispiel sehr energieeffizient arbeiten können. "Wir versuchen aber auch, durch die Roboter zu verstehen, wie unsere eigene Entwicklung stattfand", sagte er. Der Mensch sei letztendlich auch nichts anderes, als eine biochemische Maschine, die den Naturgesetzen unterliegt, durch seinen Spieltrieb aber eine eigene eigenständige Entwicklung durchmachen kann. (APA, 6.5.2015)