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Einsatzkräfte der Feuerwehr am Mittwoch während der Aufräumarbeiten nach einem Unwetter im Bezirk Hollabrunn. In Teilen Niederösterreichs, vor allem in den Bezirken Korneuburg, Tulln und Hollabrunn, sind in der Nacht auf Mittwoch schwere Unwetter niedergegangen. 85 Feuerwehren waren mit 1.000 Mann im Einsatz.

Foto: APA/BFKDO HOLLABRUNN

Korneuburg/Tulln/Hollabrunn - In Teilen Niederösterreichs haben in der Nacht auf Mittwoch schwere Unwetter zu Überflutungen geführt. Starkregen setzte Straßen und Keller unter Wasser, orkanartige Sturmböen rissen Bäume, Schlammmassen verlegten Straßen, Menschen mussten aus Häusern evakuiert werden. 85 Feuerwehren standen mit 1.000 Mann im Einsatz. In der Landwirtschaft entstanden Schäden im Ausmaß von fünf Millionen Euro.

Nach Angaben des Landesfeuerwehrkommandos waren die Bezirke Korneuburg, Tulln und Hollabrunn massiv betroffen. Das Bezirkskommando Hollabrunn sprach von "Weltuntergangsstimmung". Mit Großpumpen, Motorsägen und Baggern kämpften die Einsatzkräfte gegen die Unwetterschäden. Die Aufräumarbeiten dauerten am Mittwoch an.

Sturmböen von bis zu 100 km/h

Die erste Vorwarnung der Wetterstationen erreichte die Einsatzkräfte um 1.39 Uhr, eine halbe Stunde später zog das Unwetter über die drei Bezirke. "Sturmböen von bis zu 100 Stundenkilometer und schwere Niederschläge verwandelten harmlose Bäche in reißende Fluten, die rasch über die Ufer traten", schilderte Feuerwehrsprecher Franz Resperger. Um die Menschen zu warnen, entschied sich die Feuerwehr zu einem Sirenenalarm, der viele Bewohner aus dem Schlaf riss.

Einer der Hotspots war Großmugl im Bezirk Korneuburg, wo von den überschwemmten Äckern aus eine fast einen Meter hohe Wasser- und Schlammlawine durch den Ort zog. Die Feuerwehr musste Menschen evakuieren, Gebäude wurden mit Sandsäcken geschützt. Überflutungen gab es auch in Merkersdorf, Nursch, Herzogbirbaum und Föllersdorf.

Garagen überflutet

In Merkersdorf wurden 30 Keller überschwemmt, nachdem der drei Meter tiefe Ortsgraben, der sich auf einer Länge von zwei Kilometern durch die Ortschaft zieht, über die Ufer getreten war. Die Überflutungen waren laut Feuerwehr zum Teil so stark, dass in Garagen abgestellte Fahrzeuge bis an die Decke gedrückt wurden. Die Innenhöfe von Bauernhöfen wurden mehr als einen halben Meter hoch mit Schlamm überzogen. Der Schaden sei nach ersten Einschätzungen enorm. Zuletzt war der Ortsgraben in Merkersdorf im Jahr 1959 über die Ufer getreten.

Im Bezirk Hollabrunn wurden die schwersten Gewitter aus Großstelzendorf gemeldet. Mehrere Keller standen dort unter Wasser. In Breitenwaida konnte die Feuerwehr zunächst nicht ausrücken, weil mehrere umgestürzte Bäume die Zufahrt zum Feuerwehrhaus blockierten.

Schlamm mit Schneepflügen entfernt

Der Göllersbach überschwemmte Teile von Göllersdorf, Ober- und Untermallebarn sowie Sierndorf, Hangrutschungen bedrohten die S3. Häuser wurden mit Sandsäcken abgesichert. Der bis zu 50 Zentimeter hohe Schlamm musste laut Feuerwehr mit Schneepflügen von den Straßen geräumt werden. In Herzogbirbaum mussten Bagger die Zufahrt zum Feuerwehrhaus frei schaufeln, die ebenfalls von Schlamm blockiert war.

5.000 Hektar Acker beschädigt

Ein Kleinkind wurde in Großstelzendorf im Feuerwehrhaus versorgt, da die Eltern nicht mehr an die Babynahrung gelangen konnten. Im Bezirk Tulln wurden vor allem im Bereich um den Wagram Dutzende Bäume entwurzelt und stürzten auf Strom- und Telefonleitungen, Dachziegel flogen herunter, und Keller standen unter Wasser.

Laut einer Aussendung der Österreichischen Hagelversicherung wurden in den Bezirken Krems, Tulln und Korneuburg durch bis zu drei Zentimeter große Hagelkörner mehr als 5.000 Hektar Anbaufläche beschädigt. Neben Raps und Obst wurden besonders Weinkulturen in Mitleidenschaft gezogen. (APA, 6.5.2015)