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Nicht nur Fracht soll über einen serbischen Ableger der ÖBB transportiert worden sein, sondern auch Provisionen.

Foto: AP / Philipp Guelland

Wien - Nach Unregelmäßigkeiten in Ungarn, Polen, Weißrussland, Ukraine und Slowakei hat die ÖBB-Güterbahn Rail Cargo Austria in einer für das Serbien-Geschäft zuständigen Geschäftseinheit Auffälligkeiten aufgespürt. Wie beim slowakischen Ableger der in Rail Cargo Logistics umbenannten Speditionstochter Express-Interfracht (EX-IF) gibt es auch bei Trans Cargo Logistic GmbH (TCL) Verdacht auf Provisionszahlungen, denen keine (nachvollziehbaren) Leistungen gegenüberstünden.

Auf selbige sei man im Zuge einer großangelegten Compliance-Prüfung gestoßen, bei der das insbesondere in Ländern des ehemaligen Ostblocks weit verzweigte Ex-IF-Netzwerk zurück bis in die 1990er-Jahre untersucht wurde, heißt es in der ÖBB. Und wie in vorangegangenen Fällen wurde eine Sachverhaltsdarstellung an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft übermittelt.

Provision an Offshore-Gesellschaft

Die inkriminierten Provisionen flossen laut Insidern über Cayman Islands. Vereinfacht ausgedrückt, wurde bei jedem abgeschlossenen Transportgeschäft ein bestimmter Betrag quasi als Vermittlungsgebühr abgezweigt und auf Off-shore-Konten geschleust. Das System weist Ähnlichkeiten mit der Praxis in der Slowakei auf, wo rund 27 Millionen Euro an eine Londoner Zweckgesellschaft geschleust worden sein sollen.

Mit dem Vehikel TCL, das Frachtgeschäft für die RCA organisierte, fuhr die RCA-Führung rasant ab: Das Unternehmen wurde an die Partner der RCA, die beiden serbischen Geschäftsleute Dragutin und Mihailo Vukicevic, die mit 50 Prozent beteiligt waren, verkauft, bestätigte eine ÖBB-Sprecherin auf STANDARD-Anfrage. TCL habe nur "einen marginalen Anteil am ÖBB-Güterverkehr gehabt", in der Größenordnung von ein Prozent des Umsatzes.

Verkaufspreis "wohlfeil"

Laut der im Firmenbuch hinterlegten Bilanz 2013 erwirtschaftete TCL bei 25,5 Millionen Euro Umsatz ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von knapp 690.000 Euro und einen Jahresüberschuss von 501.799 Euro. Den Verkaufspreis für den Hälfteanteil an TCL, den Vukicevics zahlten, bezeichnen Insider als "mehr als wohlfeil".

Für die von der RCA entsandten TCL-Geschäftsführer hatten diese Geschäftsbeziehungen übrigens keine Konsequenzen. Angezeigt wurde hingegen der langjährige Ex-IF-Geschäftsführer, RCA- und ÖBB-Holding-Vorstandsdirektor Gustav Poschalko. Er bestreitet die Vorwürfe. Es gilt die Unschuldsvermutung. (ung, DER STANDARD, 5.5.2015)