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In ihrem neuesten Buch "Kanns nicht und wills nicht" versucht Literatin Lydia Davis in Kurzgeschichten auch den recht banalen Alltag zu reflektieren.

Foto: AP/Sang Tan

Salzburg - Einst war Lydia Davis die Ehefrau von Paul Auster, doch davon soll hier nicht die Rede sein. Vor dem US-Schriftsteller muss sie sich in literarischer Hinsicht ja nicht verstecken, gehört die 1947 geborene Davis doch zu den originellsten und wichtigsten Schriftstellerinnen Amerikas. Seit den 1970ern hat sie vor allem Kurzgeschichten verfasst - und nur einen Roman (The End Of The Story).

Bekannt ist sie auch für ihre Übersetzungen französischsprachiger Autoren wie Simenon, Flaubert oder Proust, dessen Auf der Suche nach der verlorenen Zeit Davis ebenfalls ins Englische übertragen hat. Jetzt kommt sie erstmals nach Salzburg ins Literaturhaus, um dort ihre Neuheit Kanns nicht und wills nicht (2014, Droschl-Verlag; im Original: Can't And Won't, 2014, Übersetzung: Klaus Hoffer) vorzustellen. Darin versammelt sie mit dem Faible für schwarze Katzen 123 Alltagsminiaturen, oft Geschichten ohne eine "echte" Handlung, die die Banalität des Alltags nachzeichnen.

Kein Gedanke ist für Davis zu nebensächlich und zu unbedeutend, denn sie versteht es, daraus eine Short Story zu machen. Da geht es etwa um das Problem der vielen Zeitschriften, die man zu Hause, aber noch nicht gelesen hat. Auch von Kühen, die sie vom Küchenfenster aus geduldig beobachtet, und - eh klar - Katzen handeln einige der Geschichten, die insgesamt oft nicht einmal eine Seite lang sind - und bisweilen nur aus einem einzigen Satz bestehen. In einer der Storys schreibt sie über die Träume anderer, sucht und findet in ihnen die skurrilen Seiten. Oder sie formuliert Beschwerdebriefe an Tiefkühlerbsenproduzenten, Pfefferminzzuckerlhersteller oder Autoren von Buchhändler-Werbebroschüren.

Da manche der Texte direkt von Sprache handeln, muss unbedingt auch die schwierige Übersetzerarbeit erwähnt werden. Man kann natürlich das Buch gleich in der Originalfassung studieren. Oder man geht ins Literaturhaus, wo heute Davis die ursprüngliche amerikanische und Christiane Warnecke die deutsche Version vorlesen wird. Moderation: Moderation: Sabine Coelsch-Foisner. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 5.5.2015)