Ging es bis zum Ende der Kolonialzeit auf Safari fast ausschließlich darum, Wildtiere zu schießen, geht es heute um die besten Fotos. "Ohne Kamera läuft auf Safari nichts", sagt Jürgen Seiler, Mitgründer des unabhängigen Safariveranstalters Afrikarma. "Da denken die Reisenden noch eher daran, als an die passende Kleidung." Aber ganz so einfach, ein gutes Foto zu machen, ist es nicht, wie man beim Betrachten der Bilder oft zugeben muss.

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Foto: AP/Matthew Craft

Es brauche Geduld, Wissen über die Tiere und eine gute Planung, erzählen Dereck und Beverly Joubert aus Erfahrung. Sie selbst filmen und fotografieren seit über 30 Jahren Tiere in Afrika. Ihr Werk ist bisher mit fünf Emmys ausgezeichnet. Daneben betreibt das Ehepaar exklusive Safari-Camps, die speziell auf die Bedürfnisse von Foto-Safaris ausgerichtet sind – mit allerlei unterstützendem Kamerazubehör und Fachpersonal, das sich im afrikanischen Tierleben und in der Fotografie bestens auskennt.

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Foto: AP/Matthew Craft

Die Guides werden regelmäßig von den Jouberts geschult. Das beinhaltet auch ein jährliches Training durch Dereck Joubert persönlich. Hier lernen sie neben aktuellen Grundlagen der Fotografie, wie man sich am besten positioniert und sich um das Tier herum bewegt, um es in Szene zu setzen, ohne es zu stören. "Es geht um die Belichtung, genauso wie um die Philosophie hinter der Safari-Fotografie. Fotografie ist unsere Kultur", sagt er.

"Gute Planung ist wichtiger als die Ausstattung"

Eine gute Planung habe einen höheren Anteil an guten Safari-Fotos als die technische Ausstattung, weiß Dereck Joubert. "Je besser sich die Guides mit der Fotografie auskennen, umso leichter ist es, gute Motive zu erkennen und sie zu erfassen", bestätigt Safari-Experte Jürgen Seiler. Zusammen haben sie fünf Tipps zur Planung einer Foto-Safari verfasst:

  1. Reisezeit: Trockene Wetterperioden eignen sich besonders für Foto-Safaris. Es ist dann schlichtweg leichter, spektakuläre Begegnungen mit Raubtieren zu beobachten. Der Busch lichtet sich und Elefanten, Löwen und Co. versammeln sich an den Wasserstellen, so dass sie einfacher zu entdecken sind. Zu trocken sollte es jedoch auch nicht sein. Gegen Ende der Trockenzeit im späten August färbt der aufgewirbelte Staub den ansonsten strahlend blauen Himmel zunehmend oft weiß und erschwert das Fotografieren. Wer verrückt nach Tierbabies ist, dem empfiehlt das Ehepaar Joubert jedoch die Regenzeit, die speziell in Botswana auch Green Season genannt wird. Dann bekommen die meisten Tiere ihren Nachwuchs.
  2. Tierreichtum: Je tierreicher eine Region ist, umso leichter ist es, Tiere zu
    fotografieren. Es gibt einfach häufiger geeignete Fotoanlässe und man bekommt mehr Übung beim Fotografieren. Bedrohte Tierarten und nachtaktive Tiere sind naturgemäß schwerer, vor die Linse zu bekommen und verlangen deutlich mehr Zeit und Geduld
  3. Dauer: Zwar dauert es nur einen Bruchteil einer Sekunde, ein Foto zu schießen, aber es braucht seine Zeit, die Umgebung aufzunehmen, um sie dann fotografisch wiedergeben zu können. Dereck Joubert empfiehlt, sich mindestens zehn Tage Zeit zu nehmen. Schließlich gehe es darum, Geschichten mit der Kamera zu erzählen
  4. Tier-Wissen: Es sei leichter jemandem, der die Tierwelt kennt, Fotografie-Kenntnisse zu lehren als umgekehrt. Die Grundlagen der Fotografie sind in wenigen Punkten vermittelbar, aber im Tierreich lernt man immer etwas dazu, selbst nach 32 Jahren, erzählt Dereck Joubert. Es gehe darum, sich in die Situation einzufühlen, sie richtig "lesen" zu können. Der Führung durch einen gut ausgebildeten und erfahrenen Guide kommt daher eine besondere Bedeutung zu.
  5. Ausstattung: Zwar habe die technische Ausstattung weniger Einfluss auf ein ausgezeichnetes Safari-Foto als oft gedacht, aber je professioneller die Ausrüstung ist, umso ernster nimmt man sich mit seinem Ziel, ein gutes Bild zu machen. "Man nimmt sich mehr Zeit und drückt gezielter auf den Auslöser", berichtet Dereck Joubert. Als Standardausrüstung empfiehlt er eine Kamera, viele Speicherkarten sowie mehrere Batterien – eine in der Kamera und mindestens zwei geladene in der Tasche. Auch verschiedene Objektive sind wichtig, um für unterschiedlichen Situationen gerüstet zu sein. Dereck Joubert nimmt stets ein Objektiv mit einem Brennweitenbereich von 24 bis 105 Millimeter mit und eines für 200 bis 400 Millimeter; eine andere sinnvolle Kombination ist ein Objektiv mit 16 bis 75 Millimeter und eines mit 100 bis 400 Millimeter. Und natürlich müssen Sonnenschutz, Wasser zum Trinken et cetera immer im Gepäck sein. (red, derStandard.at, 27.5.2015)