Mit ihrem Programm "Aramsamsam" im CasaNova: Steinböck und Strobl.

Foto: Leo Bauer

Wien – Ein Evergreen entsteht durch beharrliche Wiederholung. Dass die Simpl-Veteranen Herbert Steinböck und Thomas Strobl bei ihrem Bühnen-Hit Tralala auf eine Fortsetzung setzen würden, lag in der Natur des Programms: Die vom Publikum gefeierte Musik-Clownerie quer durch 250 Jahre Hitparade will wiederholt sein. Und da den Spaßvögeln bei Tralala so einige Ohrwürmchen entgangen sein dürften, werden in "Aramsamsam" nun 100 weitere allzu bekannte Musikstücke verlacht, seziert und entstellt.

Als Rahmenhandlung dient der Cluburlaub – denn nirgendwo anders stürzen sich Menschen derart sinnbefreit in die Abgründe schlechter Partymusik. Steinböck und Strobl – auf der Bühne auch wegen ihrer physischen Divergenzen, die an Laurel und Hardy erinnern, ein Schlager – wollen als Warmup die archaischen Wurzeln diverser Urlaubstänze ergründen.

So weit, so seicht: Denn selbst in einer an sich fremdschäm-befreiten Schutzzone wie dem Kabarett liegt das seit Vogeltanz-Tagen immer wiederkehrende Macarena-Gehampel schwer im Magen. Der Versuch, lächerliche Dinge noch lächerlicher zu machen, verläuft meist ins Leere.

Verstörende Selbsterkenntnis

Es wird aber besser, weil analytisch: Wie entsteht eigentlich ein Hit? Liegt’s am perfekten Schluss, der unweigerlich im Ohr bleibt? Oder am Namen? Am Ort? Strobl greift zur Gitarre, man will das testen. Hänschen Klein wird Calvin Klein, Stings Englishman ein Oberkärntner Alien. Gelächter auch beim Pathos-Schwenk: Ein Zarathustra-Radetzky-Vangelis-Medley kann via Minitröte und Mandoline schon auch lustig werden. Einen Gutteil des Programms bestreiten Steinböck und Strobl mit Satz- und Wortverdrehungen, so dass Ambros plötzlich Arabisch klingt. Dazwischen gibt’s Tanz und Witzeleien. Mit dem "österreichischen Club-Tanz" (Köpferl im Sand von Arik Brauer) wird der Zuschauerraum dann aber endgültig ins Feld der All-Inclusive-Animation gekippt.

Verstörende Selbsterkenntnis: Man findet Gefallen am Mitmach-Theater. Das liegt an den sich ständig neckenden Animateuren, die nie nerven oder überfordern, sondern schlagfertig und treffsicher die Konfrontation mit dem Publikum suchen. Aramsamam überzeugt letztlich durch eine klare, sympathische Zielsetzung: Hirn aus, Lachmuskeln an. Irgendwann platzt hier jeder einmal. (Stefan Weiss, DER STANDARD, 4.5.2015)