Viele der 28 Millionen Nepalesen verbrachten die Nacht erneut unter freiem Himmel. Nach Angaben der Vereinten Nationen werden mindestens zwei Millionen Zelte, Wasser, Nahrungsmittel und Medikamente in den kommenden drei Monaten benötigt.

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Finanzminister Ram Sharan Mahat: "Wir haben Sachen wie Thunfisch und Mayonnaise erhalten. Was soll das? Wir benötigen Getreide, Salz und Zucker"

Foto: Manish Swarup/AP

Kathmandu - Mehr als eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal ist die Zahl der Todesopfer auf 7040 gestiegen. Mindestens 14.123 Menschen seien verletzt worden, teilte die Regierung am Sonntag mit. Die Zahl der Umgekommenen dürfte noch weiter steigen.

In einer entlegenen Bergregion, in der sich mehrere Schneelawinen gelöst hatten, seien am Samstag 50 zu Tode gekommene Menschen entdeckt worden, sagte der zuständige Vize-Polizeipräsident für die Rasuwa-Region, Pravin Pokharel. Darunter seien einige ausländische Bergsteiger, die noch nicht identifiziert wurden. Allein in dieser Gegend würden noch 200 Menschen vermisst. Laut einem hochrangigen Beamten ist es derzeit aufgrund von starkem Regen nicht möglich, dass Rettungskräfte und Helfer dorthin gelangten.

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Acht Tage nach dem Erdbeben sind vier Menschen nach Behördenangaben lebend aus den Trümmern geborgen worden. Soldaten und Polizisten hätten zwei Frauen und einen Mann ausgegraben und in das Bezirkskrankenhaus gebracht, sagte der örtliche Polizist Ram Bahadur Nepali am Sonntag.

Zwei von ihnen hätten unter den Überresten ihres Lehmhauses im Dorf Kerabari im Distrikt Sindhupalchowk gelegen. Einer sei in der Nähe von einem Erdrutsch erfasst und begraben worden.

Auch ein alter Mann wurde geborgen. Er sei aus den Überresten seines Lehmhauses im Norden Nepals ausgegraben worden, sagte Innenministeriumssprecher Laxmi Dhakal am Sonntag. Die Behörden glaubten, er sei mehr als 100 Jahre alt.

Hilfe mit Hindernissen

Aus den USA sollten am Sonntag - und damit einen Tag später als erwartet - mindestens 100 Soldaten und Militärflugzeuge, darunter zwei Hubschrauber, eintreffen. Sie sollen dabei helfen, Hilfsgüter auch in schwer erreichbare Regionen zu bringen.

Auch eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal läuft die Katastrophenhilfe noch nicht glatt. Der Zoll am einzigen internationalen Flughafen in der Hauptstadt Kathmandu verzögere die Verteilung von Hilfsgütern, kritisierte der Vertreter der Vereinten Nationen, Jamie McGoldrick, am Samstag. Bisher seien lediglich Planen und Zelte von den Einfuhrzöllen ausgenommen worden.

McGoldrick forderte die weitgehende Aufhebung von Zollbeschränkungen, denn die Hilfsgüter dürften sich nicht am Flughafen stapeln, sondern müssten schnellstmöglich zu den Bedürftigen gelangen.

Tausende gelten als vermisst

Weiterhin gelten Tausende als vermisst - darunter rund 1.000 Europäer. Eine Woche nach dem Erdbeben sind zahlreiche in den Bergen festsitzende Touristen ausgeflogen worden. Alle Ausländer, von denen der Aufenthaltsort durchgegeben wurde, seien gerettet worden, sagte ein Polizeisprecher am Samstag.

Dem widersprach das französische Außenministerium. "Zahlreiche lokalisierte Franzosen stecken weiterhin in schlecht zugänglichen Dörfern und Weilern fest, die sich auf einer Höhe zwischen 3.000 und 6.000 Metern befinden", heißt es aus Paris. Dem UN-Büro für Katastrophenhilfe (Ocha) zufolge ist es nach wie vor schwierig, zu den Hilfsbedürftigen in die entlegenen Gebiete Nepals zu kommen

Übernachtung im Freien

Nach Informationen der Vereinten Nationen wurden 600.000 Häuser zerstört oder beschädigt. Viele Menschen schlafen seit dem Beben im Freien - teils aus Angst vor weiteren Erschütterungen, teils weil ihre Häuser zerstört sind. Gesundheitsexperten befürchten den Ausbruch von Seuchen. In den kommenden drei Monaten werden nach UN-Schätzungen mindestens zwei Millionen Zelte sowie Wasser, Essen und Medikamente benötigt.

Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Christos Stylianides, rief die Europäer auf, mehr Hilfen bereitzustellen. Er appelliere an die EU-Staaten, ihre Unterstützung für die Menschen in dem Land noch zu verstärken, sagte Stylianides der Zeitung "Die Welt". Die EU-Kommission plane eine Aufstockung ihre Hilfe. (APA/Reuters, 3.5.2015)