Bild nicht mehr verfügbar.

Firmengestrüpp, Nummernkonten, Streit sind die Zutaten der Causa AB Maris. Exbanker Wolfgang Kulterer (re.) und Günter Striedinger sollen profitiert haben.

Foto: APA/Eggenberger

Wien - Eigentlich waren es Hühner, die am Donnerstag im Hypo-U-Ausschuss für Aufregung sorgten - ging es doch um einen Hypo-Kredit für den istrischen Geflügelbetrieb Puris. Neos-Abgeordneter Rainer Hable präsentierte einen Aktenvermerk des damaligen Notenbankers Helmut Ettl, der nahelegt, dass die Nationalbank (OeNB) schon 2007 vom Verdacht auf Kickbacks an Hypo-Banker wusste. Ettl, heute FMA-Chef, hatte festgehalten, Hypo-Wirtschaftsprüfer Erich Kandler (damals bei Deloitte) habe ihm rund um den Puris-Kredit von verdächtigen Zahlungsflüssen an Wolfgang Kulterer berichtet. Ettls Notiz ging ans OeNB-Direktorium; Folgen zeitigte sie keine.

Nach Recherchen von Deloitte und OeNB stellte sich im U-Ausschuss Folgendes heraus: Kandler sei ob eines Beratungsgeschäfts von Kulterers damaliger Frau mit Puris skeptisch geworden (sagt Deloitte), habe den Verdacht aber "nach eingehender Prüfung" wieder verworfen (sagt die OeNB).

Chefberatung

Seit 2010 beschäftigt Puris (hatte viel Immobilienbesitz) nach einer Anzeige der CSI Hypo aber sehr wohl den Staatsanwalt. Es geht um einen Konsulentenvertrag zwischen ihr und der WBG Business Service GmbH. Die WBG war: Kulterers Beratungsgesellschaft, an der bis 2004 auch seine Frau beteiligt war. Sie belastete später ihren Exmann, sie sei "vorgeschoben" worden, über die WBG hätte die Puris-Sanierung und -Übernahme abgewickelt werden sollen.

Die unsanfte Scheidung der Kulterers hat die Ermittler auch auf die Spur anderer Fälle gebracht, hinter denen sie Rückflüsse an Exbanker vermuten. der STANDARD betont, dass die Beschuldigten die Vorwürfe bestreiten und die Unschuldsvermutung gilt.

Scheidungsstreit und Kellerakten

Laut dem 222-seitigen Abschlussbericht der Soko Hypo für die Staatsanwaltschaft Klagenfurt sollen sich Kulterer und sein Ex-Vize Günter Striedinger mithilfe von Anwalt und Steuerberater bei den von der Hypo finanzierten kroatischen Immobilienprojekten AB Maris, Darija und eben Puris bereichert haben. Um ihre Beteiligung an involvierten Gesellschaften zu verschleiern, hätten sie "enorme und systematische Bemühungen unternommen".

Was Kulterers Scheidung damit zu tun hat? Etliche Dokumente, die ihn belasten, wurden 2011 bei seinem Schwager gefunden. Verwahrt in einem Maurerkübel, im Keller. Und: Indizien für eine Drittel-Beteiligung des Exbankers an der IEK, der Mutter von Darija und AB Maris, stammen aus seinem Scheidungsakt. Offiziell gehörte die IEK dem Anwalt Gerhard Kucher.

Die Geschichte begann 2000, als AB Maris und Darija Grund kauften, um auf der Halbinsel Brioni Hotels, Golfplatz und Marina zu errichten. Die Hypo gab dafür 2006 rund 70 Mio. Euro - materialisieren sollten sich die Pläne nie. Dem Kreditausschuss berichteten Striedinger und Kulterer damals, die Projekteigner seien "Persönlichkeiten aus Istrien", Namen nannten sie "aus Diskretionsgründen" nicht. Jahre zuvor schon hatte sich Kulterer eine Million Franken von einer Schweizer Privatbank geholt. Laut Aussage eines Bankers sei er "als Privatperson sehr interessiert gewesen, sich an ... Tourismusprojekten in Kroatien und Istrien zu beteiligen". Den Kredit habe er später "vollumfänglich" zurückbezahlt.

Nummernkonten auf dem Arlberg

Spuren für eine IEK-Beteiligung der Exbanker fanden die Ermittler laut Abschlussbericht auch auf dem Arlberg. In der Filiale der Sparkasse Bludenz in Lech eröffneten Kulterer, Striedinger und Hypo-Berater Milan N. 2003 drei anonyme Wertpapierdepots samt Verrechnungskonten. Einziger Depotinhalt: je 250 IEK-Aktien, Losungsworte: Wolfgang, Günter, Milan.

In den Jahren darauf wurde das Firmengestrüpp rund um die Brioni-Gesellschaften noch dichter gemacht, Kulterer und Striedinger gerieten sich dann aber in die Haare. 2010 wurde das Problem gelöst, die Kermas Ltd. (Virgin Islands) übernahm die Gesellschaften - und zahlte den Hypo-Kredit zur Gänze zurück.

Ein wenig Geld aus der Sache aperte für die Exbanker dann 2009 noch heraus, bei der Löschung der diskreten Nummernkonten durch die Sparkasse auf dem Arlberg. Es fanden sich noch: 4180 und 3900 Euro. (Renate Graber, DER STANDARD, 2.5.2015)