Graz - "Im Garten Eden darf a jeder mit am jeden", singen die Edlseer auf der Bühne am Grazer Hauptplatz. Die SPÖ lud zum "Tag der Freude". Es ist elf Uhr vormittags. Alles wartet auf den Auftritt des Landeshauptmannes. Tausende haben sich unter einem riesigen weißen Zelt versammelt. Das Bier fließt, Würstel werden verzehrt.

Franz Voves ist zwar schon da, aber noch nicht dran. Die Edlseer müssen weiterspielen. Denn die KPÖ, die traditionell jenseits der Mur auf dem Südtirolerplatz startet, ist noch nicht durch. Sie passiert den Hauptplatz etwas später mit rund 400 Menschen, unter ihnen auch Türken, Aleviten und Kurden, die Piratenpartei und die Trommler von Vento Sul. Zuvor tat die SPÖ, was sie in den letzten Jahren ein paarmal ausließ: Sie marschierte wieder. Mit rund 500 Menschen vom Volksgartenpavillon durch die Annenstraße und am Südtirolerplatz vorbei.

Nachdem die Kommunisten die Herrengasse hinunter von dannen zogen, sagt ÖGB-Chef Horst Schachner den LH, der nach der Wahl am 31. Mai LH bleiben will, an.

Ab dann bestimmte die FPÖ den Wahlkampf auf dem Hauptplatz. Denn nachdem Voves seine Rede wie so oft damit begonnen hatte, dass sich "der kleine Pucharbeiterbua" nie gedacht hätte, dass er zehn Jahre LH sein würde, brachte Voves einen historischen Abriss über die Errungenschaften der Sozialdemokratie. Dann aber geißelte er die "sogenannte Heimatpartei", die "den Kärntnern die Heimat fast in den Konkurs geführt" habe.

"Lasst euch nicht verführen!"

Das passiere, wenn man auf solche wie "Haider und seine Buaberln" hereinfiele. Dann wurde Voves ob der "geschmacklosesten Plakate", die er je gesehen habe, noch deutlicher: "Bitte lasst euch von der FPÖ nicht verführen!" Sozial seien die nicht, sie haben "im Parlament gegen die bedarfsorientierte Mindestsicherung gestimmt und gegen Beschäftigungsprogramme".

Er werde sich aber auch künftig nicht verbieten lassen, über "Integrationsunwilligkeit" zu reden, so Voves, doch "mit diesem generellen Fremdenhass der FPÖ hat das nichts zu tun". Auch Susanne Winter bekam für ihren Sager zum EU-Heer ihr Fett ab: "So was Hirnrissiges hab ich noch nie gesehen!", ruft Voves, da lacht auch Verteidigungsminister Gerald Klug im Publikum.

Später bekam am anderen Ende der Herrengasse, am Eisernen Tor, ein anderer sein Fett ab: Michael Häupl. Leute, die glaubten, Lehrer machen am Dienstag schon Schluss, so KPÖ-Klubchefin Claudia Klimt-Weithaler bei ihrer Schlusskundgebung, "haben nur vom Feiern eine Ahnung". Und der 1. Mai sei für jene, die von der "neoliberalen Kürzungspolitik" der Landesregierung betroffen seien, kein Tag der Freude. "Der 1. Mai bleibt für uns ein Kampftag." (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 2.5.2015)