"Bist du deppert" : Gerald Fleischhacker, Gery Seidl

Foto: Puls 4 Lisa Maria Trauer

Kann Steuerverschwendung Spaß machen? Sie kann, zeigt die Premiere von "Bist Du deppert" auf Puls 4. Zur Abwechslung sogar jenen, deren Millionen da verbraten werden - 141.000 waren in Folge 1 dabei. Dafür granteln andere.

Gerald Fleischhacker lässt Cornelius Obonya, Gregor Seberg, Rudi Roubinek und Gery Seidl einschlägige Phänomene präsentieren mit teils recht klamaukigen, aber stets höcht anschaulichen Lokalaugenscheinen.

Den schon zum zweiten Mal um einige hunderttausend Euro gedrehten Fußballplatz in Wien-Essling zum Beispiel. Das 13 Millionen teure Areal für ein Wohnprojekt, das sich als Zieselparadies entpuppt - die unter Naturschutz stehen und nicht gern umziehen, schon gar nicht rasch.

Brüllende Leere im Multiversum

Die Fälle können durchaus geläufig sein, wie Schwechats 50 oder mehr Millionen teures Multiversum. Ein launiger Lokalaugenschein in der brüllenden Leere sagt mehr als tausend Rohberichte.

So findet denn auch die Werbung öffentlicher Stellen in die erste Sendung des größtenteils werbefinanzierten Puls 4 aus der ProSiebenSat.1-Gruppe. Mit einer halben Milliarde Euro für Buchungen von Ministerien, öffentlichen Firmen, Ländern und Gemeinden der größte Brocken in dieser ersten Folge. Präsentiert von Obonya und den Kollegen der Rechercheplattform Dossier.at, die sich seit Gründung besonders intensiv dem Phänomen Regierungsinserate und Boulevardmedien widmet, unter noch besonderer Berücksichtigung des Phänomens "Heute", eine Schnittstelle zwischen SPÖ und Familie Dichand ("Kronen Zeitung").

In das weithin positive Sendungs-Echo auf Twitter mischt sich an dieser Stelle denn auch Kritik aus Wien-Heiligenstadt. Richard Schmitt, Berater des "Krone"-Herausgebers, regte nach ersten ironischem Grant


unter #BistDuDeppert auch gleich ein Thema für die nächste Sendung an:

Das würde auch Martin Thür (ATV) interessieren:

Vielleicht kann Gerald Fleischhacker die Frage ja noch klären, "Bist Du deppert" kommt ja jetzt jeden Donnerstag.

Kluges Timing

Die Sendung startete einen Tag nach einem neuen, großen Schulterschluss-Anlauf des Privatsenderverbands in einer "Rundfunkplattform" genannten Veranstaltung. Ein kluges Timing, schließlich kommt Medienminister Josef Ostermayer (SPÖ) nicht so gern zu Veranstaltern, die Dossier.at für seine Recherchearbeit in Sachen Regierungsinserate würdigen. Ostermayer war auch vor dem Bundeskanzleramt schon lange für Werner Faymann tätig, etwa im Verkehrsministerium oder in der Mietervereinigung, und ist also sehr vertraut mit der Materie.

Der Sendestart passte aber auch sonst gut in die Woche - Montag startete ja "Servus Krone", das Fernsehformat zur großen Medienkooperation zwischen Dietrich Mateschitz' Sender.

All das böte geradezu multiversellen Raum für Verschwörungstheorien und Mutmaßungen über Zusammenhänge - traf sich aber gewiss alles nur gut und hat miteinander nichts zu tun. Wie manchmal halt doch in der Medienwelt.

Die "Salzburger Nachrichten" veröffentlichen seit Dienstag, seit dem Start von "Servus Krone" das TV-Programm von Servus TV nicht mehr. Geschäftsführer Maximilian Dasch erklärt das auf STANDARD-Anfrage so: "Die Zusammenarbeit zwischen "Kronen Zeitung" und "Servus TV" geht über eine reine Werbekooperation hinaus. Aufgrund unserer Wettbewerbssituation am Zeitungsmarkt haben wir uns entschieden, diese nicht über unser Medium zu transportieren." (fid, omark, 1.5.2015)