Wien - Künftig wird mehr Geld leistungsorientiert an die Universitäten verteilt. Für die Leistungsvereinbarungsperiode 2016-2018 stehen 750 Millionen Euro an sogenannten Hochschulraum-Strukturmitteln zur Verfügung, um 66 Prozent mehr als in der derzeit laufenden Periode 2013-15. Eine entsprechende Verordnung hat das Wissenschaftsministerium in Begutachtung geschickt, teilte es am Mittwoch mit.

Derzeit machen die Strukturmittel rund 4,9 Prozent des Gesamtbudgets für die Unis (9,1 Milliarden Euro) aus, für den Zeitraum 2016-18 steigt ihr Anteil auf 7,7 Prozent (von 9,7 Milliarden Euro). "Durch diese Mittel schaffen wir, ergänzend zu den Grundbudgets, zusätzliche Anreize für die Universitäten, um die Qualität in Lehre und Forschung weiter voranzutreiben", sagte Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP).

Vergabe nach Kriterien

Die 750 Millionen Euro werden nach den fünf Kriterien "Prüfungsaktiv betriebene ordentliche Studien", "Wissenstransfer", "Kooperationen", "Absolventen" und "Strukturierte Doktoratsausbildung" auf die Universitäten aufgeteilt.

Der größte Brocken der Strukturmittel entfällt mit 450 Millionen Euro (60 Prozent der Strukturmittel) auf den Indikator "Prüfungsaktiv betriebene ordentliche Studien". Jede Uni erhält dabei ein Kuchenstück, das ihrem Anteil an der Gesamtsumme der gewichteten Anzahl der prüfungsaktiv betriebenen Studien an allen Unis entspricht.

Für "Wissenstransfer" stehen 112,5 Millionen Euro (15 Prozent) zur Verfügung. Damit sollen indirekte Projektkosten, sogenannte "Overheads", teilweise abgedeckt werden, die bei Förderung eines Forschungsvorhabens durch den Wissenschaftsfonds FWF oder die EU entstehen. Bisher hat der FWF u.a. für Einzelprojekte 20 Prozent Overhead-Kosten bezahlt und im laufenden Jahr diese Zahlungen bereits reduziert. Künftig sollen die Abgeltung von Overheads über die Strukturmittel und nicht mehr über den FWF erfolgen, hieß es auf Anfrage der APA im Ministerium.

Für das Kriterium "Kooperationen" gibt es 97,5 Millionen Euro (13 Prozent), es ist dies der einzige Indikator, bei dem die Mittel nicht gewichtet, sondern nach einer Ausschreibung vergeben werden. Zu den Schwerpunkten zählen hier Forschungsinfrastruktur, die Lehrerausbildung sowie Projekte im Bereich Kosten- und Leistungsrechnung. Das Ressort will damit die Umsetzung der neuen Lehrerausbildung vorantreiben, etwa durch die Finanzierung neuer Professuren oder "Brückenprofessuren" von zwei Institutionen.

Mittel für Doktoratsausbildung

Acht Prozent der Mittel (60 Millionen Euro) können sich die Unis über das Kriterium "Absolventen" holen. Und erstmals stehen im Rahmen der Strukturmittel 30 Millionen Euro (4 Prozent) zur Förderung "strukturierter Doktoratsausbildung" zur Verfügung. Auch hier hat der FWF in den vergangenen Jahren "Doktoratskollegs" gefördert, aufgrund seiner angespannten Budgetsituation allerdings beschlossen, keine Neuausschreibung dieses Programms durchzuführen

Kritik von Rektoren

Die Universitätenkonferenz (uniko) ortet in der Neuregelung nur einen neuen Vergabemodus. Das Gesamtvolumen werde dadurch nicht höher. "Im Gegenteil: De facto ist sogar eine Kürzung der zugesagten Mittel gegeben", hieß es in einer Aussendung. Die Unis müssten daraus auch die budgetären Ausfälle beim Wissenschaftsfonds FWF auffangen.

Auch die Grüne Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer kritisiert in einer Aussendung, dass der FWF kein Geld mehr dafür erhält, um Universitäten mit Overhead-Zahlungen und Mitteln für Doktoratsstudierende zu unterstützen. "Früher konnten die Unis über die Overheads des FWF ihr Budget aufbessern. Künftig ist die Auszahlung dieser Mittel ein Nullsummenspiel", sagt Maurer. Mit der versteckten Streichung der Mittel beim FWF würden in den nächsten Jahren in der Grundlagenforschung über 100 Millionen Euro fehlen.

Die Neos begrüßen zwar grundsätzlich die Erhöhung der unabhängig vom Grundbudget vergebenen Mittel als "längst überfälligen Anreiz, dass verstärkt in Richtung Qualität der Lehre und Forschung weitergearbeitet wird", so Wissenschaftssprecher Niki Scherak. Die Übertragung der Overheadkosten und der Mittel für Doktoratskollegs vom FWF an die Unis stört aber auch ihn: "Hier wurde einerseits Geld abgezogen und andererseits wird dieses Geld mit neuem Mascherl verteilt." (APA/red, 29.4.2015)