Wilmington - Weder Schwämme noch Korallen erscheinen uns als sonderlich aktive Tiere, aber dieser Eindruck täuscht. Ihr Überlebenskampf spielt sich bloß in einem anderen Tempo ab, als wir es von Wirbeltieren oder Gliederfüßern gewohnt sind, wird aber um keinen Deut weniger erbittert geführt.

Im Bild: Schwämme dreier verschiedener Arten haben eine Steinkoralle der Spezies Diploria labyrinthiformis umzingelt.

Foto: Joseph Pawlik, UNCW

Und Schwämme sind die Nemesis von Korallen - sie setzen ihnen mit einem ganzen Arsenal zu: mit Giften oder Schleim, indem sie sie überschatten oder schlicht und einfach ersticken. Anschließend wachsen sie auf den Skeletten der abgestorbenen Korallenkolonien.

Im Bild: Ein Schwamm der Spezies Aplysina cauliformis überwuchert und erstickt die Koralle, die im Englischen den passenden Namen "Brain coral" trägt.

Foto: Joseph Pawlik, UNCW

Ein Team von Forschern um Joseph Pawlik von der University of North Carolina in Wilmington hat die Auswirkungen dieses ungleichen Kampfes untersucht. Sie studierten Korallenriffe in den Küstenregionen von 12 Karibikstaaten und fanden einen klaren gemeinsamen Nenner: Schwämme setzen Korallen immer in jenen Regionen zu, die vom Menschen überfischt wurden.

Im Bild: So sehen Sieger aus: Gelbe Schwämme der Spezies Aplysina fistularis wuchern auf einer sterbenden Siderastrea-Koralle.

Foto: Joseph Pawlik, UNCW

Kaiserfische und Papageifische sind es in erster Linie, die die Schwammpopulationen kurz halten, da sie vor allem die schnell wachsenden Schwammspezies fressen. Will man die Korallenriffe schützen, braucht man gesunde Fischpopulationen, ziehen die Forscher die Bilanz aus ihrer Studie. (jdo, derStandard.at, 3. 5. 2015)

Abstract
PeerJ: "Indirect effects of overfishing on Caribbean reefs: sponges overgrow reef-building corals"

Im Bild: Hier kommt die Kavallerie herbeigeeilt. Kaiserfische fressen den Hornkieselschwamm Callyspongia vaginalis.

Foto: Joseph Pawlik, UNCW