Dubai/Washington - Der Iran hat vor seiner Küste ein ausländisches Frachtschiff unter seine Kontrolle gebracht und damit heftigen Protest der US-Regierung ausgelöst. Das Schiff unter Flagge der Marshall-Inseln passierte am Dienstag Medien zufolge die Straße von Hormus in iranischen Gewässern, woraufhin Patrouillenboote Warnschüsse abfeuerten.

Das Aufbringen des Schiffes sei ein provokativer Akt, sagte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums. Die USA haben ein militärisches Beistandsabkommen mit den Marshall-Inseln im Pazifik. Aus dem Iran kamen indes beschwichtigende Töne: Der Zwischenfall habe keine politische Dimension, berichtete die halbamtliche Nachrichtenagentur Tasnim.

US-Zerstörer vor Ort

In ersten Medienberichten hatte es geheißen, iranische Einheiten hätten einen US-Frachter mit 34 Besatzungsmitgliedern aufgebracht. Dem widersprach das Verteidigungsministerium. Es handele sich um ein Schiff unter Flagge der Marshall-Inseln ohne US-Bürger an Bord, erklärte ein Sprecher. US-Marine-Patrouillen, ein Aufklärungsflugzeug und der US-Zerstörer "Farragut" beobachteten die Situation, nachdem sie ein Notsignal der "Maersk Tigris" empfangen hätten.

Der Zerstörer sei auf dem Weg in die Region, in der sich der Zwischenfall ereignet habe. Die abgegebenen Warnschüsse seien "unangebracht" gewesen. Zudem habe die iranische Patrouille das Frachtschiff zunächst sogar weiter in Gewässer der Islamischen Republik gedrängt. Gleichzeitig räumte der Sprecher ein, dass noch nicht alle Einzelheiten zu dem Vorfall vorlägen.

Das Containerschiff war im Auftrag der Reederei Rickmers Shipmanagement in Singapur unterwegs, die zu der in Hamburg ansässigen Rickmers Gruppe gehört. Ein Sprecher des Unternehmens sagte, an Bord des 65.000-Tonnen-Schiffs seien 24 Seeleute, die zumeist aus Ost-Europa und Asien stammten. Das Schiff habe die normale Handelsroute zwischen Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten befahren, als es aus unbekannten Gründen gestoppt worden sei. Satelliten-Aufnahmen zeigten den Frachter vor der iranischen Küste in der Straße von Hormus zwischen den zum Iran gehörenden Inseln Qeshm und Hormus.

Die Straße von Hormus ist weltweit eine der wichtigsten Wasserwege für den Öltransport. Durch die Meerenge wird nahezu der gesamte Ölexport Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwaits, des Irak und des Iran abgewickelt.

Die Beziehungen zwischen dem Iran und den USA hatten sich zuletzt leicht entspannt. In monatelangen Verhandlungen hatten sich die USA und weitere Staaten mit dem Iran auf ein vorläufiges Abkommen im Atomstreit geeinigt. Derzeit wird ein abschließender Vertrag vorbereitet, der sicherstellen soll, dass der Iran seine Nukleartechnik nur friedlich nutzt. (red/Reuters, 28.4.2015)