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Computerkurs für Ältere: Interesse für Neues hält fit – das gilt es zu fördern, auch im Sinne der Volkswirtschaft.

Foto: epa/Grubitsch

Das Thema ist nicht sehr sexy, wichtig ist es allemal: "Dem Alter begegnen" lautete das Motto eines Symposiums, das am vergangenen Wochenende in Mariazell stattfand. Vertreter aus den Bereichen Medizin, Wissenschaft, Wirtschaft, Religion und Medien trafen zusammen, um darüber zu reden, was es bedeutet, dass immer mehr Menschen in Österreich immer älter werden.

Neben den logischen, teils auch erwartbaren Inputs (aktiv und neugierig bleiben, Rückbesinnung auf das Wesentliche, offenes Zugehen auf Jüngere) fiel vor allem eines auf: Viele ältere Menschen fühlen sich an den Rand gedrängt und nicht mehr wertgeschätzt. Mehrere ältere Teilnehmer an den Diskussionsrunden sagten, in der Öffentlichkeit fühlten sie sich nahezu unsichtbar – ein Satz übrigens, den auch Karl Merkatz zu seiner neuen Liebe Christine Ostermayer in dem wunderbaren Film "Anfang 80" sagt.

Ungutes Gefühl

Dieses ungute Gefühl, das viele ältere Menschen offenbar zu und über sich selbst haben, steht diametral zur Lautstärke, mit der ihre politischen Vertreter auftreten. Sieht man als Außenstehende das Duo Andreas Khol (ÖVP-Seniorenbund) und Karl Blecha (SPÖ-Pensionistenverband), bemerkt man vor allem: Macht- und Selbstbewusstsein, Stärke, politisches Profitum. Es scheint, als hätten die beiden gar nicht medienscheuen Altmeister stets einen Forderungskatalog für "ihre" Senioren an die übrige Bevölkerung und die Politik griffbereit in der Tasche.

In der Tat sind die beiden Organisationen mit ihren knapp 700.000 Mitgliedern (rund 305.000 der Seniorenbund, knapp 385.000 der Pensionistenverband) ein wichtiger politischer Faktor – vor allem vor Wahlen, und solche dräuen fast immer irgendwo. Mit ihren Veranstaltungen und Reisen sind sie auch ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor, und, wenn es um Pensionserhöhungen geht, durchaus durchsetzungsstark.

Im Interesse aller

Dennoch gelingt es offenbar nicht, älteren Menschen das Bewusstsein zu vermitteln, sie seien geschätzt und etwas wert in diesem Lande. Das sollte allen zu denken geben. Den Organisationen: Möglicherweise muss Seniorenpolitik nicht erst bei den Senioren ansetzen – sondern schon viel früher, wenn es um Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung zum Wert einer Solidargemeinschaft geht.

Den Unternehmern: Es ist volkswirtschaftlich nicht eben gescheit, auf Know-how und Können hochaktiver älterer Arbeitnehmer zu verzichten.

Auch Gesundheitspolitiker sind aufgerufen: Mangelnde Wertschätzung schlägt leicht auf die Psyche; wer psychisch belastet ist, wird auch körperlich leichter krank. Viele polymorbide Ältere belasten wiederum die Budgets der Krankenkassen.

Vorurteile abbauen

Auch die NGOs sollten das Potenzial an ehrenamtlichen Helfern, das in der Generation 60 plus schlummert, viel besser nutzen und aktiv um die Mitarbeit dieser Gruppe werben – sie hat Zeit und Wissen und Freude daran, gebraucht zu werden.

Der pumperlg'sunde, mosernde, uninteressierte Schrebergarten-Herumsitzer, der Solidarität immer nur fordert statt selbst zu leisten, ist jedenfalls ein böses Klischee. Die meisten älteren Menschen sind das genaue Gegenteil davon. Das klarzumachen, hat auch die Seniorenpolitik bis jetzt verabsäumt. Es gilt ab sofort, Vorurteile en gros abzubauen – schon im Sinne der Solidarität zwischen Generationen. (Petra Stuiber, derStandard.at, 30.4.2015)