Bild nicht mehr verfügbar.

Zerschossene Fensterscheibe am Tatort.

Foto: Reuters/Ruvic

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Parte des erschossenen Polizisten.

Foto: AP/Emric

Sarajevo - Nach der Tötung eines Polizisten durch einen Islamisten in der ostbosnischen Stadt Zvornik ist ein mutmaßlicher Komplize des Attentäters festgenommen worden. Ermittler in Tuzla teilten in der Nacht auf Dienstag mit, der Festgenommene werde an die bosnische Staatsanwaltschaft, die für Kriegsverbrechen und Schwerverbrechen zuständig ist, überstellt.

Am Montagabend war ein Mann unter "Allah Akbar"-Rufen in eine Polizeistation in der Grenzstadt eingedrungen und hatte dort einen serbischen Polizisten getötet sowie zwei weitere verletzt. Der Angreifer wurde, wie inzwischen offiziell bestätigt, im Angriff ebenfalls getötet. Auch seien noch in der Nacht mehrere Zeugen einvernommen worden, hieß es von den Ermittlern.

Die Attacke dürfte offenbar geplant gewesen sein. Er erfolgte zum Zeitpunkt, in welchem sich in der Polizeistation wegen des Endes der Tagschicht und Beginns der Nachtschicht besonders viele Polizisten befanden. Der bosnische Innenminister Dragan Mektic erklärte am Montagabend, der bosnische Nachrichtendienst OSA habe bereits vor drei Tagen eine Information über einen drohenden Terrorangriff erhalten. Der Präsident des dreiköpfigen bosnischen Staatspräsidiums, der Serbe Mladen Ivanic, bezeichnete die Attacke als "Angriff auf uns alle". Das höchste Gremium des Staates wurde am Dienstag zu einer Sondersitzung einberufen, um über den Vorfall zu beraten.

Intensiver Kontakt zum Attentäter

Der festgenommene Mann und mutmaßliche Komplize des Attentäters wird von den Behörden verdächtigt worden, ein Angehöriger des Islamischen Staates zu sein. Er sei im Vorjahr von der Polizei nach seiner Rückkehr aus Syrien festgenommen worden, sagte der Innenminister der Republika Srpska, Dragan Lukac, am Dienstag. Unklar blieb, ob sich der Verdacht bestätigte. Die beiden Männer sollen in den vergangenen drei Monaten intensiven Kontakt unterhalten haben.

Der Angreifer von Zvornik soll laut bosnischen Medienberichten in den vergangenen Monaten regelmäßig am Freitag eine Gruppe radikaler Islamisten im Dorf Dubica bei Kalesija besucht haben. Sein Verhalten habe sich seitdem verändert, hieß es am Dienstag unter Nachbarn in der Ortschaft Kucic Kula bei Zvornik, wo er mit seiner Mutter lebte.

Vater von Attentäter 1992 ermordet

Das veränderte Verhalten des jungen, arbeitslosen Medizintechnikers wurde von Nachbarn allerdings auch auf ein Kriegstrauma seiner Familie zurückgeführt. Der Täter war gerade ein Jahr alt, als sein Vater im Juni 1992 von bosnisch-serbischen Truppen und Milizen zusammen mit weiteren 750 Bosniaken abgeführt und ermordet wurde. Muslimische Frauen und Kinder wurden vertrieben. Nachdem Kriegsende gehörten der Angreifer und seine Mutter zu ersten bosniakischen Familien, die nach Zvornik, einer Stadt in der bosnisch-serbischen Republika Srpska, zurückgekehrt waren.

Der Angreifer war gemäß den Ermittlungsergebnissen mit zwei Gewehren und einer Pistole ausgerüstet, als er in die Polizeistation einfiel. In seinen Hosentaschen wurde Munition gefunden. Er begann demnach gleich an der Tür in die Polizeistation zu schießen, wo auch sein Todesopfer, ein Polizist, starb. Zwei weitere Polizisten kamen in der darauf folgenden Schießerei mit Verwundungen davon. Der Angreifer, der seinen Überfall unter "Allah Akbar"-Rufen begann, wurde getötet. (APA, 28.4.2015)