Sarajevo – Ein Polizist serbischer Herkunft ist am Montagabend bei einem Angriff in der ostbosnischen Stadt Zvornik von einem radikalen Islamisten getötet worden, zwei weitere wurden verletzt. Der Hohe Repräsentant der Internationalen Gemeinschaft, Valentin Inzko, verurteilte den Mord auf das Schärfste, "egal welche Gründe zu dieser Tat geführt haben könnten".

Laut bosnischen Medienberichten drang der Angreifer gegen 19.00 Uhr in die Polizeistation unter "Allahu Akbar"-Rufen ("Gott ist groß") ein. Er soll nach Angaben des Internetportals "Nezavisne novine" mit seinem Auto vor die Polizeistation in Zvornik gefahren sein. Als er daraufhin aufmerksam gemacht worden sei, dass an jener Stelle das Parken verboten sei, begann er zu schießen, berichtete das Internetportal.

Dodik: Terrorangriff auf Institutionen

Der Angreifer wurde bei der Schießerei selbst getötet. Der bosnisch-serbische Präsident Milorad Dodik bezeichnete den Überfall als einen Terrorangriff auf die Institutionen und beschuldigte in einer ersten Reaktion die bosnischen Sicherheitsstrukturen, funktionsunfähig zu sein. Es gebe potenzielle Terrorschläfer, die jederzeit bereit seien, einen Terrorakt vorzunehmen, wurde Dodik von Medien zitiert.

Anheizen ethnischer Spannungen verhindern

Inzko nahm gegenüber mehreren bosnischen TV-Stationen zu dem Vorfall Stellung. Der österreichische Diplomat drückte der Familie des ermordeten Polizisten sein Beileid aus. Der tragische Anlassfall solle als Ansporn für eine noch bessere Zusammenarbeit der Polizeistrukturen innerhalb des Landes, aber auch in der Region und in Europa dienen, sagte er. Keinesfalls dürfe aber diese Tragödie zu einem Anheizen der ethnischen Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen oder zu einer Destabilisierung von Bosnien-Herzegowina führen.

Im Gegenteil: "Die Zusammenarbeit verschiedener Polizeistrukturen innerhalb des Landes und in der Region muss sogar intensiviert werden", forderte Inzko. Nur so könne der Terrorismus effizient bekämpft werden. Niemand dürfe "diesen zutiefst tragischen Fall" zum Anlass nehmen, um Zwietracht zu säen. Vielmehr sollten "die Einheit des Landes und die Zusammenarbeit der Menschen und der Institutionen gestärkt werden". Verurteilungen des Anschlags kamen aus allen Bevölkerungsgruppen, so äußerten sich neben Vertretern der Kroatien und Serben auch die muslimischen Bosniaken (Muslime) ablehnend. (APA, 28.4.2015)