Viele Journalistinnen und Politikerinnen waren hingerissen von seinem Sexappeal. Yiannis Varoufakis beeindruckte die Öffentlichkeit mit schneller Yamaha, legerem Outfit und coolem Blick. Angela Merkels Leidenschaft dürfte er nicht geweckt haben, Wolfgang Schäuble und seine europäischen Amtskollegen ging das Gehabe des Ökonomen-Popstars sogar zusehends auf den Geist. Zufall oder nicht: Nach Telefonaten zwischen Merkel und ihrem griechischen Pendant Alexis Tsipras wurde Varoufakis am Montag stark gestutzt. Er bleibt zwar Finanzminister, wird aber nicht mehr die wichtigen Verhandlungen mit den Geldgebern führen.

Die Entscheidung Athens ist vernünftig und notwendig. Selbst Befürworter eines Endes der griechischen Sparpolitik sollten zur Kenntnis nehmen, dass das Land verbindliche Reformpläne auf den Tisch legen muss, die auch finanzierbar sind. Anderen das Geld aus der Tasche ziehen zu wollen und anstatt fixer Zusagen stundenlang ökonomische Theorien vorzutragen - das passt nicht zusammen.

Ob mit dem neuen Chef bei den EU-Verhandlungen auch Sachlichkeit einkehrt, bleibt abzuwarten. Lösen kann den Konflikt ohnehin nur Tsipras selbst - damit hat er nun aber offenbar begonnen. Vieles deutet darauf hin, dass der Regierungschef klein beigeben und weitere zentrale Wahlversprechen aufgeben wird. Womit nicht nur Varoufakis' Stern rasch verglüht wäre. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 28.4.2015)