Rudi Klein: In Sachen Ball ein Gedemütigter und Spätberufener.

Foto: Nathan Murrell

"Auf dem Foto bin ich mit meinem ersten Ball zu sehen. Ich hab ihn erst als Zwölfjähriger bekommen. Nein, nicht von meinen Eltern, sondern von bösen Kindern, die sich darüber freuten, dass ich erst so spät einen Ball mein Eigen nennen durfte. So war ich in Sachen Ball ein Gedemütigter und Spätberufener.

Natürlich ist mir dieses Ding sehr ans Herz gewachsen. Aber das gilt für ungefähr 3000 andere Dinge auch, die ich in meinem Laden um mich habe. Mein Laden ist der Ort, an dem ich arbeite. Ich denke, dieser Ball ist auch der Grund, warum ich eine große Vorliebe für runde Gegenstände entwickelt habe.

Das hängt wohl mit jener Traurigkeit zusammen, die ich während der Zeit verspürte, als ich noch keinen Ball hatte. Die Geschichte ist aber nicht nur traurig, sondern auch eigenartig, denn als Kind habe ich alles Runde, das man mir in den Mund gesteckt hat, zum Beispiel Erbsen oder Kirschen, sofort wieder ausgespuckt."

(Michael Hausenblas, Rondo, DER STANDARD, 30.4.2015)