Der Empfangsbereich.

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Wegweiser durch das Primärversorgungszentrum.

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Ordinaton Nummer vier - von insgesamt fünf Ordinationsräumen.

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Ein Ordinationsraum.

Wien – Primärversorungszentren (PHC) sollen Patienten kürzere Wartezeiten auf Arzttermine bescheren und Spitalsambulanzen entlasten. So der Plan der Gesundheitsreform. Das österreichweit erste solche Zentrum eröffnet am 18. Mai im sechsten Bezirk in Wien als Pilotprojekt. Am Montag waren Journalisten eingeladen, das PHC Medizin Mariahilf in Augenschein zu nehmen.

Dieses Primärversorungszentrum auf der Wiener Mariahilfer Straße 95, das 50 Stunden pro Woche und 52 Wochen im Jahr geöffnet haben soll, baut auf einer nahegelegenen bereits laufenden Gruppenpraxis einer Allgemeinmedizinerin und zweier Allgemeinmediziner auf. Ein vierter Allgemeinmediziner soll noch im Laufe des Jahres 2015 dazustoßen.

Täglich ab 8 Uhr (bzw. dienstags ab 7 Uhr) bis 19 Uhr sollen Patienten in der Arztpraxis versorgt werden, abzüglich einer Stunde Mittagspause. Die Schließzeit um 19 Uhr ergibt sich laut Wolfgang Mückstein, Mitglied des Ärzteteams "PHC Medizin Mariahilf" daraus, dass ab diesem Zeitpunkt der Ärztefunkdienst seine Arbeit aufnimmt.

Interdisziplinär und vernetzt

Künftig sollen neben Ärzten (die schon in ihrer jetzigen Gruppenpraxis bis 19 Uhr geöffnet halten) auch Vertreter anderer Gesundheitsgruppen tätig sein. So sollen ein Psyhotherapeut und ein Sozialarbeiter mitarbeiten. Außerdem werde eng mit dem Gesundheitszentrum Mariahilf der Wiener Gebietskrankenkasse (WHKK) kooperiert, das rund 100 Meter entfernt ist. WGKK-Obfrau Ingrid Reischl erläuterte am Montag beim Pressegespräch: "Ob Labor oder Röntgen - viele Untersuchungen, die bisher im Spital gemacht wurden, können Betroffene nun schnell und nur wenige Gehminuten entfernt erledigen."

Die Finanzierung der Renovierungskosten für die Ordination haben die Ärzte übernommen, die nach dem Gruppenpraxen-Gesamtvertrag abgegolten werden. Für zusätzliche Leistungen bezahlen Stadt Wien und WGKK eine Pauschale von 210.000 Euro im Jahr plus 20.000 Euro im Jahr für die zusätzlichen Berufsgruppen.

Ein Viertel mehr Patienten als Ziel

Der Betrieb werde laufend evaluiert, kündigte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely an. "Wenn es eine stärkere Versorgungswirksamkeit gibt, zahlt es sich aus, das Geld in die Hand zu nehmen", zeigte sie sich überzeugt. Derzeit versorgt das Ärztezentrum laut Mückstein rund 12.500 Patienten. Ziel sei, wie Mückstein ausführte, eine Steigerung um 25 Prozent.

Wieviele solcher Primärversorungszentren es in Wien im Endeffekt insgesamt brauchen wird, könne man noch nicht sagen, meinten Reischl und Wehsely. Fix ist aber, dass ein zweites PHC in der Nähe des Donauspitals geplant ist. Dort seien die Anforderungen etwas anders, da man vor allem die Ambulanzen entlasten wolle, sagte der stellvertretende Präsident der Wiener Ärztekammer, Johannes Steinhart. Die Ausschreibung laufe, es gebe Interessenten und Einzelbewerbungen. Aber diese müsse man erst in das Modell zusammenfügen. Ursprünglich war für beide Zentren eine Eröffnung im April vorgesehen gewesen. (spri, derStandard.at, 27.4.2015)