Die EU-Innenminister und Regierungschefs, die mit ihrem Grenzregime dafür gesorgt haben, dass man praktisch nicht legal hierhergelangen kann, erheben sich scheinheilig zu ihren Schweigeminuten. Sie, die dafür gesorgt haben, dass Schlepper ein famoses Geschäftsmodell finden, weil man es ohne Fluchthelfer in der Regel gar nicht hierher schafft, vergießen Krokodilstränen und schieben die Schuld irgendwelchen "kriminellen Schleppern" zu.

Sie, die Seenotrettungsprogramme abgeschafft haben, weil diese Flüchtlinge "ermutigen" würden, erheben sich jetzt zu Schweigeminuten, wohl, weil über tausend Tote in einer Woche auch ihnen zu viel erscheinen. 1.000 sind viel zu viele, weil dann schaffen es die Opfer in die Schlagzeilen, und damit hat die Politik des Ertrinkenlassens eine gemütsunverträgliche Dimension erreicht. Stellt sich dann natürlich die Frage, was denn die optimale Zahl an Ertrunkenen für die Verfechter der Politik des Ertrinkenlassens wäre? Höchstens 250 Tote pro Woche, verteilt auf fünf Nussschalen, damit es nicht so auffällt?

Die Lösung lautet nun: Die großen Schiffe sollen bombardiert werden und in Afrika und Nahost Auffanglager geschaffen werden. Am besten, die EU-Innenminister betreiben diese gleich als Joint Venture mit dem Islamischen Staat, Al-Kaida, aber auch mit dem Assad-Regime. Flankierend könnte man diese Maßnahme ja noch mit einer wöchentlichen Schweigeminute ergänzen. (Robert Misik, 26.4.2015)