Wien - Die Ringstraße wurde als repräsentativer Boulevard gebaut. Um sich den Bau leisten zu können, verkaufte der Staat unter Steuererleichterungen Grundstücke rund um die neu enstehende Straße. Viele wohlhabende Familien siedelten sich an der Ringstraße an. Die gehobene Gesellschaft hatte eine Heimat gefunden.

Doch auch 150 Jahre später spielen Privatpersonen noch eine wichtige Rolle auf der Ringstraße. Obwohl mehr als die Hälfte der Anteile im Besitz von Unternehmen sind, wird noch jeder fünfte Anteil von einer Privatperson gehalten. Manche Häuser sind zur Gänze im Besitz einer einzigen Person.

Dem Staat Österreich und der Stadt Wien gehören flächenmäßig die größten Gebäude – so zum Beispiel das Parlament, die Hofburg, die Museen oder das Regierungsgebäude. Über 170.000 Quadratmeter Gebäudefläche nennen Staat und Stadt ihr Eigen. Doch auch das Königreich Saudi-Arabien besitzt ein Palais am Ring. 2011 wurde es für 8,5 Millionen Euro verkauft und beherbergt seither das König-Abdullah-Zentrum für interkulturellen Dialog.

Stiftungen und andere Organisationen spielen am Ring nur eine untergeordnete Rolle. Auch die Befürchtung, dass längst ausländische Investoren einen Großteil der Häuser an der Prachtstraße besäßen, trifft nicht zu. Nur selten stehen Grundstücke oder Gebäude im Besitz von Firmen oder Personen nicht-österreichischer Herkunft.

Neben dem Staat besitzen zwei Investitionsfirmen, Estrella und Novoreal, die größte Anzahl an Häusern. Beide Unternehmen gehören indirekt der Karl-Wlaschek-Privatstiftung. So bleibt auch 150 Jahre nach ihrer Eröffnung die Ringstraße in der Hand der Reichsten in Österreich. (Michael Bauer, derStandard.at, 30.4.2015)