Die Landschaft der Akteure und Finanzierungsformen, die Lösungsansätze für soziale und gesellschaftliche Probleme anbieten, ist in den vergangenen Jahren deutlich bunter geworden. Die Grenzen zwischen dem Wirtschafts- und dem gemeinnützigen Sektor weichen zunehmend auf.

Dies betrifft einerseits die Anbieter sozialer Dienstleistungen, wo vermehrt unternehmerisch orientierte Akteure mitmischen, etwa Social Entrepreneurs, Social Business und Unternehmen mit Corporate-Social-Responsibility-(CSR-) Aktivitäten. Andererseits entstehen neue Finanzierungsformen, in deren Rahmen private Investoren (Unternehmen, Privatpersonen) soziale Wirkungen stärker in Betracht ziehen und diese bei der Beurteilung der zu erwartenden Rendite einfließen lassen. Soziale Investitionen erfolgen etwa durch gemeinnützigen Stiftungen, Venture Philanthropy oder im Rahmen von CSR-Maßnahmen. Je nach Ausprägungsform des Social Investments variieren die Erwartungen der Kapitalgeber in Bezug auf finanzielle und soziale Renditen.

Betriebswirtschaft voran

Verschwimmende Grenzen zwischen Markt- und Non-Profit-Sektor werden aber auch bei klassischen Non-Profit-Organisationen deutlich. Sie zeigen sich etwa in einer seit den 1990er-Jahren zunehmenden Verbetriebswirtschaftlichung von NPOs, in deren Rahmen Managementkonzepte und -instrumente Einzug in die Führungsetagen vieler NPOs gefunden haben. Auch im Hinblick auf die Finanzierungsformen der öffentlichen Hand spiegelt sich eine höhere Marktorientierung wider. Forciert durch die EU, kommt es bei der Finanzierung sozialer Dienstleistungen zu einer stärkeren Liberalisierung des Wettbewerbs und damit einhergehend zu einer Aufweichung des Kriteriums der Gemeinnützigkeit. Die neue EU-Vergaberichtlinie läuft - grob zusammengefasst - darauf hinaus, dass öffentliche Haushalte soziale Dienstleistungen weitgehend ausschreiben müssen und gewinnorientierte Unternehmen von der Beteiligung nicht ausgeschlossen werden dürfen.

Hier besteht die Besorgnis, dass es zu einem Qualitätsverlust kommt - nicht notwendigerweise in Bezug auf die ausgeschriebene Dienstleistung, sondern vielmehr im Hinblick auf zusätzliche soziale Wirkungen, die im Selbstverständnis gemeinnütziger Organisationen, aber nicht unbedingt in jenem gewinnorientierter Unternehmen liegen. Beispielsweise übernehmen NPOs häufig ergänzend zu Versorgungsleistungen eine Advocacy-Funktion für ihre Klientel, indem sie ihre Interessen gegenüber Politik und Gesellschaft vertreten und auf ihre spezifische Situation aufmerksam machen. Weitere Funktionen sind jene der Integration und der Partizipation, die etwa durch den Einsatz von Freiwilligen erzielt wird. Die Herausforderung wird zukünftig darin bestehen, klare Qualitätskriterien zu definieren, um einen solchen Qualitätsverlust zugunsten von Profitstreben zu verhindern.

Unterschiedliche Ausprägungen

Verfolgt man die aktuelle Diskussion bezüglich Social Business und Social Investment, so zeigt sich ein breites Spektrum an unterschiedlichen Ausprägungen. Neben der Frage, wie Einnahmen generiert werden und inwieweit Gewinne ausgeschüttet beziehungsweise wieder im Sinne des Organisationszwecks reinvestiert werden, zielt diese letztlich auch auf die jeweiligen Motive der beteiligten Akteure ab. Für eine Einschätzung, wie nachhaltig sich diese Grauzone zwischen Markt und "klassischem" drittem Sektor entwickelt und welche Auswirkungen dies auf die anderen Sektoren hat, ist es noch zu früh. Angesichts der aktuellen Herausforderungen, die vielfach eine Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise sind, wird allerdings deutlich, dass das Finden von Lösungen für soziale Probleme nicht auf die öffentliche Hand und gemeinnützige Organisationen beschränkt sein kann, sondern die Beteiligung aller Sektoren erfordert. (DER STANDARD,25,/26.4.2015)