Wien - Bremsbacken nachziehen, Schaltung justieren, Reifencheck: Meryl Haas macht ihr Fahrrad fit. Nicht primär für Frühlingsausflüge, sondern für den Wahlkampf der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH). Die 27-Jährige ist die Spitzenkandidatin der Grünen und Alternativen Studierenden (Gras). Mit ihrem Rennrad mit pinkem Lenker und - natürlich - grünen Reifen wird sie in nächster Zeit viel von Uni zu Uni radeln und um Stimmen werben.

fischer

Haas' Fahrrad ist nicht das einzige, das an diesem Tag flottgemacht wird. Als Wahlkampfgag veranstalten die Gras eine Radrettung an mehreren Unis, Anfang der Woche ist das Juridicum dran. Nebenan lockt die Aktionsgemeinschaft (AG) mit Gratisgetränken.

Gras-Spitzenkandidatin Meryl Haas beim Fahrradcheck.
Foto: Christian Fischer

Überhaupt legen die Gras einen Schwerpunkt auf das Thema Mobilität. Falls sie wieder in der ÖH-Exekutive vertreten sind, ist eines ihrer Hauptvorhaben ein Öffi-Ticket für Studierende um 300 Euro jährlich, das für ganz Österreich gilt - das Verkehrsministerium soll es bezahlen. Weiters will Haas das Studienrecht vereinheitlichen. Sie kritisiert, dass Studierende derzeit abhängig davon, ob sie an einer öffentlichen Uni, Privatuni, Fachhochschule oder Pädagogischen Hochschule studieren, andere Rechte haben.

Gegen Studiengebühren

Haas selbst studiert Molekulare Medizin an der Uni Wien. Ihr Studium hat sie in Kanada begonnen - "ich wollte weg von zu Hause und andere Welten kennenlernen". Zwei Jahre lang hat sie an der Vancouver Island University Biologie studiert. "Dort habe ich gemerkt, was es bedeutet, wenn Studierende Studiengebühren zahlen müssen und dadurch die Hochschule als Dienstleistung sehen." Aus diesem Grund und, um den Studierenden mehr Mitsprache zu verschaffen, engagiert sie sich seit 2009 in der ÖH. Ihr Ziel für Wahl sind 25 Prozent der Stimmen.

Meryl Haas beim Grünen Wahlkampfstand vor dem Wiener Juridicum.
Foto: Christian Fischer

Aktuell bilden die Gras eine Koalition mit FLÖ, Fest und VSStÖ, "die gut funktioniert", sagt Haas, "aber wir müssen sehen, wie die Wahl ausgeht". Sie strebt wieder eine linke Koalition an und schließt einzig den RFS als Partner aus. Die größten Differenzen gebe es sonst mit AG und Junos. Da gerade weder Räder zu versorgen sind noch Andrang auf die AG-Bar herrscht, hätten die Wahlkämpfenden eigentlich Zeit, darüber zu sprechen. (Tanja Traxler, DER STANDARD, 24.4.2015)