Golf Alltrack, Golf R Variant, Golf GTD Variant: VW erweitert das Golf-Kombi-Angebot um gleich drei Varianten. Beim Alltrack lautet die Devise "hoch das Bein " und ab ins leichte Gelände, beim R "rasant reisen" und beim GTD "Langstrecke mit Top-Diesel ".

Volkswagen fand für sein soeben in Spaniens Süden vorgestelltes Triumkombinat ein hübsches olympisches Motto: höher, schneller, weiter. Das ist nicht schlecht gewählt und der Reihe nach gemünzt auf Alltrack, R Variant und GTD Variant. Die Rede ist demnach von drei neuen Typen auf Basis des Golf Variant, der immer variantenreicher wird. Interessant, wenn man dagegenhält, dass Kombis eigentlich nur im marktgesättigten (Mittel-)Europa Kundschaft finden; weder Amis noch Chinesen sind von dieser Karosserieform zu überzeugen.

Foto: Volkswagen

Alltrack also. VW macht hier den logischen Schritt, nach dem Passat Variant Alltrack auch einen solchen vom Golf anzubieten. Zwei Zentimeter mehr Bodenfreiheit, Allrad serienmäßig: So sollten auch Menschen überzeugt werden, die partout keinen SUV wollen, dem rustikalen Erscheinungsbild aber durchaus was abgewinnen können und obendrein, vielleicht berufshalber, ab und an abwegig unterwegs sind - als Stereotyp wird hier gern der Tiroler Hüttenwirt bemüht.

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Wir haben es in und um Malaga und Ronda stauben lassen, und ja: erstaunlich, was dieser Hochbeinkombi dann doch alles kann. Offroad-Modus aktivieren, und du fährst selbst steilste Pfade rauf und runter. Dazu mechanische Sperren rein, Mitteldifferenzial - nein, quatsch, gibt's natürlich nicht. Aber das System simuliert praxisplausibel eine Art Geländeuntersetzung; einziges Manko: Auf dem Offroadparcours der Ascari-Rennstrecke nahe Ronda wirkten die Gangwechsel noch etwas ruppig, unharmonisch. "Kriegen wir weg, kein Problem", sagt der VW-Instruktor. Bis Serienstart sollte auch das rund laufen.

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Wie rund der R Variant läuft, ab Juli Chefkraftlackl unter den Kombis seiner Klasse, 300 PS, mein lieber Mann, zeigte sich dann auf dem Ascari-Rennkurs selbst. Schon optisch macht der R auf dicke Hose, große Lufteinlässe vorn, grimmiger Blick, zwei Doppelauspüffe hinten, kerniger Klang. Da heißt es gut anschnallen, auch für das Gepäck.

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Ähnlich wie bei BMW (und so wie schon beim normalen Golf R) lässt sich das elektronische Stabilisierungsprogramm ESC in zwei Stufen deaktivieren, das sollte feine Drifts erlauben. Im Race-Mode ist diese erste Deaktivierungsstufe bereits wirksam, diese R-konformste Betriebsart schärft zudem alles andere noch einmal sportlich an: Lenkung, Gaspedalkennung, Fahrwerk, Schaltzeiten, und wer will, kann auch noch mit der Launch Control seinen Spieltrieb befriedigen. Wenn man worüber erschrickt, dann über den Preis - mehr als 50.000 Euro zum Einstieg, 60.000 sind rasch erreicht, auch da kann einem die Luft wegbleiben.

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Setzt der R wie der Alltrack auf Allrad, der eine, um nicht in der Gstätten hängenzubleiben, der andere, um die Kraft auch richtig auf die Straße zu bringen, so bleibt dies dem dritten neuen Variant, dem GTD, verwehrt. Obwohl er mit seinen 184 Diesel-PS und 380 Nm Drehmoment bei nassem Untergrund, soll in unseren Breiten ja mitunter vorkommen, seine liebe Traktionsnot bekommen könnte. Trocken hingegen ist das eine beeindruckende Kombination, zugleich kraftvoll und sparsam.

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Beim GTD-Diesel setzt VW auf einen Joschka-Fischer-Hubraum (1968 cm³), für den des R findet sich eine Hommage auf George Orwell: 1984 cm³, was auch wieder passt, da wir uns mit Riesenschritten dem von ihm visionär skizzierten Schreckensbild eines totalen Überwachungsstaates nähern. Aber das ist ein anderes Kapitel. Das Kapitel "dreifaches Kombinationstalent" hat VW fein hingekriegt. Es geht, trotz rapide voranschreitender Vernetzung der Autos, auch ohne Beklemmung. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 24.4.2015)

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