Das Duo Demi Broxa präsentiert beim Festival hoerthoert sein Debütalbum "Zakeri".

Foto: Lisi Charwat

Wien - Der Festivalname hoerthoert klingt nach schmunzelndem Erstaunen und einem Imperativ. Als Veranstaltungsname ist das Konstrukt durchaus Programm, das durch den Untertitel unterstrichen wird: "Festival für Zuhörkultur."

"Der Untertitel ist uns schon sehr wichtig", sagt Werner Zangerle. "Dass es tatsächlich um die Musik geht, nicht um eventhaftes Klimbim. Für Menschen außerhalb unseres Elfenbeinturms ist es mitunter eine fremde Tätigkeit, aktiv und nicht nur nebenher Musik zu hören, also tatsächlich offene Ohren zu haben."

Zangerle ist einer jener vom "Do-it-yourself"-Geist durchdrungenen Netzwerker, die in den vergangenen Jahren für die junge Wiener Jazzszene charakteristisch und essenziell geworden sind. Aufgewachsen bei Salzburg, ausgebildet an der Anton-Bruckner-Privatuniversität in Linz, gründete der 35-jährige Saxofonist 2012 in Wien ein Label, aus dessen Namen dieselbe Aufforderung zum Hinhören spricht: Listen Closely.

"Wir haben bald überlegt, wie wir unserer Musik über die CDs hinaus Gehör verschaffen können", sagt Zangerle. Also fand ein Jahr später das erste hoerthoert-Festival statt, bei dessen Programmierung sich der siebenköpfige Vereinsvorstand nicht auf Label-Acts beschränken wollte.

2015 gibt es das Festival doppelt: Im März bespielte man zwei Abende lang das Salzburger Jazzit, am Freitag und am Samstag in Wien das Brick-5 in Fünfhaus.

Empfohlen sei Philipp Nykrins zwischen elektronischen, dubstepaffinen Grooves und am Hardbop geschulten Bläsersätzen vermittelndes Projekt "Wire Resistance", das der Salzburger Pianist zur Eröffnung des Jazzfestivals Saalfelden 2014 konzipierte und das mit Mario Rom (Trompete) sowie Fabian Rucker (Saxofon) eine hochkarätige Frontline aufweist.

Toll ist auch die Musik des Duos Demi Broxa, das am Freitag die Debüt-CD Zakeri vorstellt. Demi Broxa sind die Vokalistin Agnes Hvizdalek und der Elektro-Guzzi-Kontrabassist Jakob Schneidewind. Sie generieren Klang- und Impulsstrukturen von unorthodoxer Sinnlichkeit.

Am Samstag kommt es zur Begegnung mit dem intermedialen Human-Circus-Projekt der Pianistin Verena Zeiner, an dem auch Tänzerin Andrea Nagl und Sängerin Mira Lu Kovacs mitwirken. Zangerle selbst kommt im Rahmen des Trio ZaVoCC mit Pianist Christoph Cech und Soundelektroniker Raimund Vogtenhuber zu Wort. Auch hier wird ein neues CD-Werk namens Daham vorgestellt. (Andreas Felber, DER STANDARD, 24.4.2015)