Wien - Seit kurzem revolutionieren neue Arzneimittel die Behandlung bei chronischer Hepatitis C. Diese Medikamente helfen auch Schwerstkranken im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung, hieß es Donnerstag bei einer Pressekonferenz beim Internationalen Leberkongress in Wien mit rund 11.000 Teilnehmern.

Weltweit sind bis zu rund 180 Millionen Menschen von chronischer Hepatitis C betroffen. In den USA ist diese Infektion die häufigste Ursache für Todesfälle durch Leberversagen. 25 Prozent der Fälle von Leberkarzinomen dürften durch das HV-Virus hervorgerufen werden. Viele Jahre war eine belastende Interferon/Ribavirin-Behandlung die einzige Therapieform mit - je nach Virustyp - guter bis beschränkter Wirksamkeit. Seit kurzem werden mit Protease-, Polymerase- und Hemmstoffen des Replikationskomplexes der Erreger in verschiedenen Kombinationen gut 90-prozentige Ausheilungsraten erzielt.

Diese Erfolge gibt es auch bei Leberzirrhose-Patienten vor oder nach einer Transplantation, sogar noch im Vorfeld von drohendem Leberversagen, beweist eine neue Studie, die am Donnerstag bei dem Kongress präsentiert worden ist. "Wir haben 328 Patienten zwölf oder 24 Wochen mit einem Kombinationspräparat von Ledipasvir und Sofosbuvir sowie Ribavirin behandelt. Es gab kaum Unterschiede in der Wirksamkeit je nach Länge der Behandlung", sagte der Leiter der Gastrologie-Hepatologie-Abteilung an der Medizinischen Universität Hannover, Michael Manns, bei einer Pressekonferenz.

Erfolgsraten von bis zu 95 Prozent

So zeigte sich eine dauerhafte Unterdrückung des Hepatitis-C-Virus bei rund 85 Prozent der Probanden mit schwersten Leberschäden (dekompensierte Zirrhose) vor einer geplanten Lebertransplantation. Bei einem Rückfall nach einer Lebertransplantation lag die Erfolgsrate bei Patienten noch ohne Zirrhose des Spenderorgans oder bei noch erhalten gebliebener Funktion der Leber bei mehr als 95 Prozent. Auch bei Kranken nach Transplantation und dekompensierter Zirrhose waren Erfolgsraten von bis zu 95 Prozent erzielbar.

Quasi im Windschatten der Aufmerksamkeit bezüglich der Erfolge bei chronischer Hepatitis C hat sich weltweit durch den Zuwachs der Zahl der Übergewichtigen und Adipösen sowie der Typ-2-Diabetiker die sogenannte nichtalkoholische Fettleber (NASH) schleichend als häufigste Lebererkrankung als Langzeitfolge etabliert. Auch sie kann zum Versagen des Organs führen. Wirksame Therapiekonzepte fehlten bisher.

Eine solche Möglichkeit könnte jedenfalls das Diabetes-Medikament Liraglutide sein. In einer 48 Wochen dauernden Studie mit 52 Patienten zeigte sich bei 39 Prozent der mit dem Blutzucker senkenden Arzneimittel (1,8 Milligramm pro Tag als Injektion) Behandelten (23 Probanden) ein Verschwinden der Krankheitszeichen. In der Placebo-Gruppe (22 Patienten) war das bei neun Prozent der Fall. Während 36 Prozent Patienten, die das Placebo erhalten hatten, eine Verschlechterung der Vernarbung des Lebergewebes aufwiesen, war das in der Liraglutide-Gruppe bei neun Prozent der Fall, wie der britische Spezialist Matthew Armstrong (Birmingham) darstellte. Auch ein anderes in Entwicklung befindliches Diabetesmedikament (Remogliflozin) könnte positive Effekte bei NASH-Patienten haben.

Folgen von chronischer Hepatitis C

Wesentliche Fortschritte in der Grundlagenforschung kündigen sich auch beim Leberkarzinom an. Mehr als 50 Prozent dieser lebensbedrohlichen Erkrankungen sind die Folge von chronischer Hepatitis C, chronischer Hepatitis B, langjährigem Alkoholmissbrauch oder anderen chronischen Leberschädigungen. Doch insgesamt handelt es sich beim Leberkarzinom molekularbiologisch wahrscheinlich um ein Sammelsurium an unterschiedlichen Erkrankungen. "Wir haben die Tumoren von 243 Patienten genetisch sequenziert. Die Charakteristika sind sehr heterogen. Pro Tumor sind zumeist mehr als 60 verschiedene Gene mutiert. Wir haben 161 Gene identifiziert, welche die Krankheit antreiben dürften", sagte Jessica Zuccman-Rossi (Universität Paris Descartes). Die genetischen Charakteristika der Tumorzellen wiesen darauf hin, dass bei 28 Prozent der Patienten mit bereits bekannten Arzneimitteln zumindest hypothetisch eine Behandlung möglich sein könnte. (APA, 23.4.2015)