Premier Valls sieht sich in seinem Kampf gegen Terrorismus bestätigt.

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Paris - Nach einem vereitelten islamistischen Anschlag auf eine Kirche im Großraum Paris sucht die Polizei fieberhaft nach möglichen Komplizen des festgenommenen Verdächtigen. "Eine solche Person handelt nicht alleine", sagte Premierminister Manuel Valls am Donnerstag.

Der in Paris lebende 24-jährige algerische Student war am Sonntag eher durch Zufall festgenommen haben, bei ihm wurde ein großes Waffenarsenal gefunden.

"Vermutlich wurde ihm ein Auftrag gegeben, eine Kirche anzugreifen", sagte Valls im Sender France Inter und nahm damit Äußerungen des Anti-Terror-Staatsanwalts François Molins vom Vortag auf. Valls verwies auch auf einen von Molins beschriebenen möglichen Kontakt des Verdächtigen nach Syrien.

Anschlag auf "eine oder zwei Kirchen" verhindert

Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve hatte am Mittwoch erklärt, ein unmittelbar bevorstehender Anschlag auf "eine oder zwei Kirchen" sei am Wochenende verhindert worden. Demnach wurde am Sonntagmorgen der 24-jährige Student Sid Ahmed Ghlam festgenommen, bevor er eine Kirche attackieren konnte.

Der junge Mann war aus bisher unbekannter Ursache durch eine Kugel am Bein verletzt worden und hatte selbst einen Krankenwagen gerufen. Alarmierte Polizisten fanden dann in seinem Auto und in seiner Wohnung in einem Pariser Studentenwohnheim mehrere Kalaschnikows und andere Schusswaffen, schusssichere Westen und weitere Ausrüstung. Gefunden wurden außerdem offenbar detaillierte Anschlagspläne und Dokumente in arabischer Sprache mit Verweis auf das Terrornetzwerk Al-Kaida und die Jihadistenorganisation "Islamischer Staat" (IS).

Vermutlich kein Einzeltäter

Die Größe des Waffenarsenals legt die Vermutung nahe, dass Ghlam nicht alleine handelte. Die Polizei will unter anderem wissen, woher er die Waffen hatte und ob womöglich andere Attentäter an einem Anschlag teilnehmen sollten. Ausgewertet wurde anhand seiner Handydaten sein Bewegungsprofil. Der Student, der unter Polizeibewachung in einem Krankenhaus behandelt wird, schweigt derzeit. Der Polizeigewahrsam einer am Mittwoch festgenommenen Frau aus seinem Umfeld, einer 25-jährigen Konvertitin, wurde am Donnerstagmorgen verlängert.

Der nicht vorbestrafte Ghlam war den französischen Geheimdiensten bekannt, weil er auf seiner Facebook-Seite davon gesprochen hatte, in den Jihad nach Syrien zu ziehen. Anfang des Jahres reiste er in die Türkei, ein Grenzübertritt nach Syrien ist aber nicht dokumentiert.

Er wird auch verdächtigt, eine Frau im Pariser Vorort Villejuif ermordet zu haben - dort, wo er den Ermittlern zufolge mindestens eine Kirche als Anschlagsziel ausgemacht hatte. Die 32-Jährige war am Sonntag erschossen in ihrem Auto gefunden worden, in dem auch DNA-Spuren des Verdächtigen entdeckt wurden. Möglicherweise wollte Ghlam ihren Wagen stehlen.

Der vereitelte Anschlagsplan knapp vier Monate nach der islamistischen Anschlagsserie vom Jänner mit 17 Todesopfern zeigt nach Einschätzung der Regierung, wie groß die Bedrohung für Frankreich ist.

"Die Bedrohung war noch nie so groß, mit dieser Art Terrorismus hatten wir es in unserer Geschichte noch nie zu tun", sagte Valls auf France Inter. Auf die Frage, wie viele Anschläge in Frankreich seit den Angriffen unter anderem auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" verhindert worden waren, nannte Valls die Zahl fünf. Sein Umfeld erklärte später aber, dies sei die Zahl der seit dem Sommer 2013 vereitelten Anschläge. Innenminister Cazeneuve kündigte einen verstärkten Schutz katholischer Kirchen in Frankreich an. (APA, 23.4.2015)