Bild nicht mehr verfügbar.

Der Frühling ist da und mit ihm die erste Mückengeneration des Jahres. Warum manche von den lästigen Stechern verschont werden und andere sich kaum erwehren können, ist auch eine Frage der Vererbung.

Foto: APA7dpa/Andreas Lander

London/Wien - Die ersten Grillabende des Jahres erinnern uns daran, dass die Menschheit in zwei Gruppen zerfällt: Da gibt es die einen, zu denen sich Gelsen allenfalls einzeln verirren, und dann sind da jene, die eine geradezu magische Anziehungskraft auf die Stechinsekten ausüben. Wie es kommt, dass ein kleiner Teil der Bevölkerung keine Probleme mit Gelsen hat, ist noch nicht genau geklärt, zumindest aber dürfte feststehen, dass es etwas mit dem Körpergeruch zu tun hat.

So ist es nicht weiter verwunderlich, dass Schweiß die Gelsen meist in Scharen anlockt. Auch schwangere Frauen und Übergewichtige werden gern angezapft, wie einige Studien gezeigt haben. Ja, sogar eine bevorzugte Blutgruppe haben die Mücken: Menschen mit der Blutgruppe 0 werden signifikant häufiger gestochen. Ob man sich die Gelsen mit dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel vom Hals halten kann, ist dagegen eher umstritten. Häufig wird in diesem Zusammenhang Knoblauch genannt, vermutlich weil die Pflanze immer schon gern gegen Blutsauger eingesetzt wurde. Auch Biertrinken soll helfen, heißt es, doch Studien weisen Alkohol eher als Gelsenmagnet aus.

All das scheint darauf hinauszulaufen, dass es wohl der natürliche Eigengeruch - und damit eine genetisch festgelegte Eigenschaft - ist, nach dem sich die Gelsen ihre Opfer aussuchen. Einige Glückliche unter uns produzieren anscheinend eine Art natürliches Repellent. Einen weiteren Beleg dafür haben nun Forscher um James Logan von der London School of Hygiene and Tropical Medicine gefunden. Unterstützt wurden sie dabei von 18 eineiigen und 19 zweieiigen Zwillingspaaren.

Zwillinge im Stechversuch

Bei ihren Testreihen ließen die Forscher Tigermücken (Aedes aegypti) in einem Flugkanal fliegen, der sich nach einer kurzen Strecke wie ein Y in zwei Wege aufspaltete. Die Insekten konnten sich je nach bevorzugtem Geruch für einen der beiden Kanäle entscheiden. Am oberen Ende der Kanäle steckte jeweils die Hand einer Versuchsperson.

Die im Fachjournal "Plos One" präsentierten Resultate zeigten, dass die eineiigen Zwillinge durchschnittlich ähnlich oft gestochen wurden, die zweieiigen Zwillinge dagegen übten meist unterschiedliche Anziehungskraft auf die Gelsen aus.

Die Erkenntnis, dass die Gene offenbar zumindest eine bedeutende Rolle spielen, könnte nach Ansicht der Forscher in Zukunft zu besseren Schutzmitteln führen, um uns gegen die Krankheitsüberträger zu wehren. Logan und seine Kollegen denken dabei sogar an eine Art Pille, die den Körper ein natürliches Abwehrmittel gegen Gelsen produzieren lässt. (Thomas Bergmayr/red, DER STANDARD, 23.4.2015)