Bild nicht mehr verfügbar.

Die Zeit ist ein sonderbar Ding: Michael Schottenberg sagt Adieu.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Mit der freitägigen Premiere von Ein Sommernachtstraum klingt eine zehnjährige Ära mit Höhen und finanziellen Tiefen wunschgemäß heiter aus. Michael Schottenberg (62) inszeniert seine letzte Produktion als Direktor des Wiener Volkstheaters, es spielen unter anderen Erni Mangold, Claudia Sabitzer und Günter Franzmeier. Die Shakespeare-Premiere beginnt um 19.30 Uhr. DER STANDARD bat Schottenberg um die Vervollständigung einiger Sätze, die helfen sollen, seine Direktion zu charakterisieren. Im Herbst erklimmt dann Anna Badora seinen Sessel.

Das Wiener Volkstheater ist das großartigste Theater der Welt, weil ...: "... es sowohl im Herzen der Stadt als auch seinen Zusehern am Herzen liegt".

Das künstlerische Schmerzenskind meiner Zeit als Intendant war ...: "... es verantworten zu müssen, aus Budgetnot das Ensemble von 31 auf (aktuell) 19 zu reduzieren".

Der rote Stern auf dem Dach dreht sich nicht, weil ...: "... unser Haupteingang nun mal drunter liegt und es keine Drehtüre ist: Man kann aufrecht und gerade hinein- und hinausgehen."

Der schwierige Kampf um die Erhöhung der Mittel hat mich ...: "... motiviert, aus einem Euro drei zu machen".

Es lohnt sich, um die Erhaltung eines stehenden Ensembles zu kämpfen, weil ...: "... die Schauspieler den Schatz eines Theaters darstellen".

Fährt jemand die Liste der Volkstheater-DirektorInnen mit dem Finger hinunter, so soll hinter meinem Namen charakterisierend stehen ...: "... er war ein fescher Bursch".

Ich werde weiterhin die "Rote Bar" besuchen, weil ...: "... ich aus Zeitmangel und Schlafnot viel zu selten da war".

Der Begriff "Stadttheater" besitzt für mich nach zehn Jahren direktorialer Tätigkeit am Volkstheater folgende Bedeutung ...: "... sozialpolitische Aufmerksamkeit. Lust bereiten".

Ich freue mich auf die Zeit nach dem Wiener Volkstheater, weil ...: "... ich gesund und voller Neugierde bin".

Nach der programmatischen Auftaktproduktion mit "Spiegelgrund" 2005 inszeniere ich zum Ausklang Shakespeares "Ein Sommernachtstraum", weil ...: "... es ein federleichtes, wundervoll verspieltes Stück ist, und ich gerne lachend das Licht ausknipse".

Der finale Ensemble-Abend "Volkstheater!" am 12. Juni wird noch einmal ein Paukenschlag, weil ...: "Ein Paukenschlag muss der Abend gar nicht werden. Ich hoffe bloß, dass er gelingt."

Ich werde das Haus wehmütig verlassen, weil ...: "Gar nicht: Ich werde die Türe hinter mir ohne jede Wehmut schließen - mit großer Freude auf ein neues, aufregendes Leben."

Ich wünsche Anna Badora viel Kraft und Durchhaltevermögen, weil ...: "... sie eine tolle Künstlerin ist, die ein wunderschönes Haus leiten darf".

Ich habe Folgendes verabsäumt: "Mich wichtig zu nehmen."

Meine letzten Worte als Direktor des Wiener Volkstheaters werden sein ...: "Guten Flug!" (Ronald Pohl, DER STANDARD, 23.4.2015)