London - Der Preiskampf mit Aldi und Lidl hat dem größten britischen Einzelhändler Tesco den höchsten Verlust in seiner 96-jährigen Firmengeschichte eingebrockt. Vor Steuern fiel im vergangenen Geschäftsjahr ein Minus von 6,4 Milliarden Pfund an, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Dies sei vor allem überraschend hohen Abschreibungen von sieben Milliarden Pfund auf das Filialgeschäft geschuldet.

Außerdem belasteten Kosten für den Konzernumbau die Bilanz. Tesco leidet unter einem Kundenschwund, weil viele Briten immer häufiger bei den deutschen Discountern Aldi und Lidl einkaufen. Der neue Vorstandschef Dave Lewis hat deswegen unrentable Filialen geschlossen und die Preise gesenkt.

Der Fehlebtrag ist einer der höchsten Verluste, die ein britisches Unternehmen jemals verbucht hat. Eine Trendwende sieht der im September angetretene Lewis nicht: "Der Markt bleibt schwierig und wir erwarten in den kommenden Monaten keine Besserung." Deshalb könne auch der Gewinn aus dem operativen Geschäft im laufenden Jahr noch weiter zurückgehen. Im Geschäftsjahr bis Ende Februar sank das Betriebsergebnis bereits - wie von Experten erwartet - um mehr als die Hälfte auf 1,4 Milliarden Pfund. Nicht nur auf dem Heimatmarkt, sondern auch in Europa und Asien werde weniger verdient. Ziel sei, das Ergebnis in diesem Jahr zu stabilisieren, betonte der Konzern, den zuletzt auch ein Bilanzskandal belastet hatte. In Medien war kürzlich über die Entlassung von bis zu 10.000 Mitarbeitern die Rede.

Positiv bewerteten Analysten, dass sich der Umsatzrückgang bei Tesco in den vergangenen Monaten auf dem Heimatmarkt abgeschwächt hatte. An der Börse kam dies gut an: Trotz des Rekordverlusts notierten Tesco-Aktien leicht im Plus.

Auch die Rivalen Sainsbury's und Morrisons sahen sich zuletzt zu Abschreibungen gezwungen, um dem Preiskampf im Einzelhandel auf der Insel Rechnung zu tragen. (APA, 22.4.2015)