Bild nicht mehr verfügbar.

Joseph Blatter hat ein Ohr und völliges Verständnis für Wladimir Putin. Russlands Präsident verdiene fünf Sterne, sagt der Schweizer.

Foto: APA

Sotschi - Der Plausch unter Allmächtigen verlief amikal. Fußballpräsident Joseph S. Blatter lobte anlässlich des Treffens der 107 Sport-Weltverbände (SportAccord) Russlands Fortschritte auf dem Weg zur WM 2018 in höchsten Tönen. "Du und das Lenkungskomitee verdienen fünf Sterne", sagte der Schweizer in Sotschi zu Staatspräsident Wladimir Putin - so berichtete es die Nachrichtenagentur Tass.

Die wirtschaftlichen und politischen Fragestellungen, ausgelöst durch die Ukraine-Krise, kommentierte Blatter demnach eher lapidar. Die ökonomischen Probleme werde Russland hinter sich lassen. "Einige Leute wollten, dass wir Russland die WM entziehen. Darauf kann ich nur eine Antwort geben: 'Wir kümmern uns um den Fußball und lassen es nicht zu, dass sich die Politik einmischt.'"

"Bleibt zu Hause"

Für Politiker, die mit Russland als Gastgeber nicht einverstanden sind, hatte der 79-Jährige noch einen Rat: "Wenn einige Politiker nicht besonders glücklich damit sind, dass wir die WM in Russland veranstalten, sage ich ihnen immer: 'Na dann bleibt zu Hause.'" Putins Dank war Blatter gewiss: "Wir werden unser Bestes tun, weder Sie, Herr Präsident, noch die Fußball-Liebhaber auf der ganzen Welt zu enttäuschen."

Abseits der Freundschaft Blatter/Putin wurden in Sotschi nicht nur Freundlichkeiten ausgetauscht. Marius Vizer, der Präsident der Vereinigung internationaler Sportverbände, warf dem obersten Olympier Thomas Bach Einmischung in die Autonomie der Sportorganisation, das Blockieren von Multisportevents und Geldverschwendung vor.

Vizer (56), Rumäne mit österreichischem Pass, präsidiert seit 2007 den Judoweltverband und seit Juni 2013 SportAccord. Der Intimus von Präsident Putin propagiert seit geraumer Zeit gemeinsame Weltmeisterschaften aller Sportverbände, bestreitet aber, damit gegen die Interessen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zu arbeiten. Bachs Agenda 2020 bringe dem Sport, den Verbänden und den Athleten kaum Nutzen, sagte Vizer. Bach (61) konterte kühl: "Mein Eindruck ist der, dass Sie Ihre Meinung exklusiv haben."

Drohender Fenstersturz

Vizer, offensichtlich erbost darüber, dass das IOC in Sotschi keine Präsentationen der Bewerber für die Winterspiele 2022 (Almaty und Peking) und auch keine Sitzung des Exekutivkomitees anberaumt hatte, könnte sich zu weit aus dem Fenster gelehnt haben. Leichtathletik und Schießen haben dem SportAccord bereits ihre Mitgliedschaft aufgekündigt. Weitere 13 Verbände, darunter auch Blatters Fifa, sollen sich laut IOC über Vizer schriftlich beschwert haben.

Schließlich ergriff auch der einflussreiche Präsident der Vereinigung Nationaler Olympischer Komitees (ANOC), Scheich Ahmad Al-Sabah, Partei für Bach. "Unter Bach freuen wir uns auf eine einheitlichere und bessere Führung", sagte der Kuwaiter, der bisher als Förderer Vizers galt. (sid, lü, DER STANDARD, 22.4.2015)