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Der Heimat größter Sohn, zumindest beim Körbewerfen: Jakob Pöltl.

Foto: AP/Mitchelldyer

Salt Lake City/Wien - Den Kopf unters kalte Wasser halten, das war nicht notwendig für Jakob Pöltl. Trotz des besten Karrierejahrs, dem Medienrummel, der Verlockung des Geldes und der vielen Schulterklopfer. "Die Situation ist nicht surreal für mich. Die NBA bleibt mein Ziel", sagt Pöltl.

Der 19-Jährige spielt also noch ein Jahr Basketball für die Universität von Utah, verzichtet auf eine Anmeldung beim NBA-Draft. Eine so gewichtige Entscheidung fällt nicht am Vortag oder beim Aufstehen in der Früh (soll der linke oder der rechte Fuss zuerst aus dem Bett?). Meinungen wurden eingeholt, in einer Telefonkonferenz "habe ich mit meinem Trainer und meiner Mutter über Vor- und Nachteile im Detail geredet". Die letzte Beratung fand dann nur mehr zwischen Mutter und Sohn statt. Schließlich die Entscheidung, aus dem Bauch heraus.

Realitycheck

Dass seine Spieleraktie zuletzt nicht mehr so hoch im Kurs war bei den Talentesuchern in der NBA, habe seine Wahl nicht beeinflusst. "Die Entscheidung verlief mehr dahingehend, ob ich mich mental bereit fühle. Auf Rankings allein ist kein Verlass."

Über sich selbst und seine NBA-Chancen hat Pöltl in diversen amerikanischen Online-Medien gelesen, Spielervermittler zeichneten ihm ein genaueres Bild über den Draft. "Ich wurde von vielen Leute angeschrieben, zum Beispiel von Agenten, die Fragen hatten. Leute, die versucht haben zu helfen oder in mein Umfeld hinein zu kommen. Es war teilweise mühsam, aber ich muss damit leben. Es wird ja in Zukunft nicht anders sein."

Hilfe für Österreich

Für Jakob Pöltl fängt die Arbeit jetzt erst so richtig an. Im Kraftkammerl soll an nötiger Masse zugelegt werden, das spielerische Repertoire vor allem offensiv erweitert werden. Der 2,11-Meter Mann soll mehr Verantwortung im Angriffsspiel seiner Mannschaft tragen, nicht nur unter dem Korb, sondern auch aus der Distanz. Ein Wurfhand hat Pöltl, nur durfte er sie bisher im engen taktischen Korsett des Trainers kaum verwenden.

Die kommende Saison in der College-Liga (NCAA) startet erst im November. Das dauert. Ein Thema ist für Pöltl derweil defintiv das Nationalteam. Der österreichische Basketballverband (ÖBV) darf sich in Vorfreude üben. Im Sommer steht ein knapp vierwöchiges Teamcamp auf dem Programm.

Silberstreifen

Da sich das ÖBV-Team nicht für die heurige Europameisterschaft qualifiziert hat und der europäische Basketballverband den Qualifikationsmodus wieder geändert hat, stehen nur Testspiele an. Darunter ein zweimaliges Treffen mit der europäischen Basketballgroßmacht Litauen. An der Spielerversicherung, die im Fall einer Verletzung Pöltls den ÖBV und Utah finanziell absichert, soll es nicht scheitern. Mit Pöltl und dem Kasachstan-Legionär Rasid Mahalbasic hätte Österreich jedenfalls ein Duo unter den Körben, das der europäischen Konkurrenz durchaus das Fürchten lehren könnte.

Das klingt nach guter Zukunftsmusik für den österreichischen Basketball. Davor soll und wird Jakob Pöltl aber einmal rasten. Spass statt Spannung. "Das letzte Jahr war sehr anstrengend. Es ist wichtig, nach der Saison Zeit zum Relaxen zu finden." (Florian Vetter, derStandard.at, 21.4.2015)