Das XDuro Superrace, ein" Sportwagen unter den E-Bikes" und damit stellvertretend für eine nicht unwesentliche Diskussion, die um die Frage kreist: Bist du noch Fahrrad oder schon Moped?

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In einem Punkt sind sich Händler, Hersteller, Lobbyisten und Politik einig: "Mit 45 km/h gehört man nicht auf den Radweg." Aber dort, wo es keinen Kläger gibt, urteilt auch kein Richter. Und der Kläger fehlt, weil (derzeit) niemand auf der Straße das Problem auf den ersten Blick erkennen kann: Ein E-Bike sieht aus wie ein E-Bike - unabhängig davon, wie schnell es fahren kann.

In Österreich sind - schätzt das Verkehrsministerium - rund 45.000 E-Bikes unterwegs. "Pedelecs", so der exakte Begriff, sind Fahrräder, deren Elektromotor lediglich die von Fahrer oder Fahrerin in die Pedale getretene Kraft verstärkt. Bei 25 km/h ist da Schluss. So lautet zumindest die landläufige Meinung. Rechtlich ist so ein E-Bike ein Fahrrad - in jeder Hinsicht.

Beliebte "S-Pedelecs"

Bloß: Es gibt halt auch andere E-Bikes. Solche, deren Motor erst bei 45 km/h aufhört anzutauchen. Diese "S-Pedelecs" werden ganz regulär verkauft - und erfreuen sich steigender Beliebtheit: "Mittlerweile ist jedes dritte E-Bike, das wir verkaufen, ein schnelles", erklärt etwa Wendelin Fortner, der Betreiber des auf E-Bikes spezialisierten Radgeschäftes Elektrobiker in Wien-Neubau.

Freilich: Fortner hat ein spezialisierteres Programm als die meisten anderen E-Bike-Händler - und ein entsprechendes Publikum: "28 bis 55 Jahre, Leute, die vom Auto aufs Rad umsteigen." Also mitnichten jene Klientel, die bislang als Key-Zielgruppe der E-Bike-Hersteller galt: ältere Menschen, denen die elektrische Tritthilfe ein Stück verlorengeglaubter Mobilität zurückgibt. Und, wie es Wiens Radverkehrsbeauftragter Martin Blum ausdrückt, "Leute, die in den hügeligeren Gegenden der Stadt leben und so auch gut und bequem mit dem Rad pendeln können".

Sportliche Gene

S-Pedelecs sprechen andere Leute an: Neben den schicken Stadtflitzern von Händlern wie Fortner sind die starken Motoren vor allem in Downhill- und Mountainbikes zu finden. Marktführer ist hier nach eigenen Angaben das 1996 in Schweinfurt gegründete Radlabel Haibike. Haibike war um 2010 eines der ersten Unternehmen, die leistungsstarke und praxistaugliche Motoren in hochwertige MTBs verbauten. Mittlerweile haben die zur Winora-Gruppe gehörenden Radbauer sogar Carbon-Rennräder mit E-Motor im Sortiment. Rennradfahren beginnt jenseits der 25 km/h ...

Radhändler Michael Ferdiny, Chef des Wiener Bikestores Ciclopia, runzelt bei "Rennrad mit E-Motor" die Stirn und sagt: "Nische in der Nische in der Nische." Doch Haibike-Sprecherin Isabel Eglseder weiß, dass "das Interesse da ist. Wir waren selbst überrascht." Allerdings nennt Haibike prinzipiell nie Verkaufszahlen. Fakt ist jedenfalls: S-Pedelecs gibt es - und sie sind unterwegs.

Deutschland ist anders

Rechtlich in Deutschland als "Kleinkrafträder", erklärt Eglseder: "Man braucht ein Versicherungskennzeichen, das kostet in etwa 150 Euro pro Jahr. Die Räder müssen unter anderem mit Schutzblech und Rückspiegel ausgestattet sein. Wir liefern sie auch so aus." Dass der Hersteller allerdings keinen Einfluss darauf hat, was der Käufer von seinem Renn-, Mountain- oder Schicki-Bike sofort abmontiert, betont auch die Haibike-Sprecherin.

Und Elektrobiker Fortner beschreibt die österreichische Wirklichkeit: "Theoretisch ist das in Österreich auch so. Dazu müssten die Hersteller aber die Räder beim Ministerium eintragen lassen, und das findet nicht statt." Darüber, ob das am (zu) kleinen Markt, am generellen Desinteresse der Industrie oder der Überforderung der offiziellen Stellen mit einem Fahrzeug liegt, das in der StVO weder vorgesehen ist noch vorkommt, gehen die Meinungen auseinander. Zuständig und/oder schuld ist aber ohnehin immer der andere.

Benutzer in der Verantwortung

Verantwortlich ist aber in jedem Fall der Benutzer: Nach einiger ministeriumsinterner Recherche erklärt die Sprecherin von Infrastrukturminister Alois Stöger auf STANDARD-Nachfrage, dass S-Pedelecs "rechtlich eindeutig Mopeds sind und auch so behandelt werden". Und also auch "die gleichen rechtlichen Vorschriften gelten".

Das gelte auch für (rote) Nummerntafel, Anmeldung, technische Ausstattung, Erste-Hilfe-Set und "ganz selbstverständlich" auch für die erlaubten und verbotenen Fahrflächen: Auf Radwegen dürfte ein S-Pedelec gar nicht fahren - oder im Wald auf Mountainbikestrecken, Singletrails, Radwanderwegen und Co. All das ist demnach strikte No-go-Zone.

Bloß gibt es da noch etwas, worauf sich alle Beteiligten einigen können: Ein S-Pedelec mit Mopednummerntafel hat hierzulande noch niemand gesehen. (Thomas Rottenberg, Rondomobil, DER STANDARD)