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Bankchef Fabrizio Viola erhielt einen Brief von der EZB

Die Probleme beim ältesten Bankhaus der Welt, Monte dei Paschi di Siena (MPS), nehmen kein Ende. Kürzlich wurde der Inhalt eines Briefs bekannt, den die EZB bereits am 10. Februar schrieb und in dem sie die Bank aufforderte, den Derivatevertrag mit dem Bankhaus Nomura vorzeitig, d. h. bis zum 26. Juli 2015 zu beenden. "Eine vorzeitige Kündigung würde die Bank nicht nur eine Milliarde Euro kosten, sondern auch ihre Position im laufenden Prozess gegen Nomura schwächen", kritisierte Bankchef Fabrizio Viola in der Hauptversammlung am Donnerstag die Forderung. MPS beantragt von Nomura wegen des 2009 geschlossenen riskanten Derivatedeals einen Schadenersatz von mindestens 750 Mio. Euro. Die Finanzierung war notwendig geworden, da sich MPS 2008 bei der Übernahme der Banca Antonveneta übernommen hatte.

Staatsanwaltschaft eingeschaltet

Viola verwies darauf, dass der EZB-Brief bereits am 18. Februar an die Mailänder Staatsanwaltschaft weitergeleitet wurde. Er hoffe auf einen Kompromiss. Viola betonte vor den Aktionären, die Bank hätte ohne die Hilfe der Notenbank bereits in den Herbstmonaten 2011 Konkurs anmelden müssen. Nachdem MPS in den vergangenen drei Jahren Verluste von zehn Milliarden Euro geschrieben habe, sehe er die Zukunft wieder rosig. "MPS präsentiert sich in einem gebügelten Kleid für einen neuen Partner." Problem ist allerdings, dass kein Partner in Sicht ist. Die EZB hat zwar eine Partnerschaft empfohlen, bislang aber keine Frist für die Suche nach einem Käufer gesetzt. Monte dei Paschi habe der EZB zugesagt, aktiv nach Partnern Ausschau zu halten.

Schlechte Testergebnisse

Das älteste Finanzinstitut der Welt hatte beim Stresstest der EZB 2014 am schlechtesten abgeschnitten. Um die Kapitallücke zu schließen, haben die Aktionäre nun grünes Licht für die geplante Kapitalerhöhung von drei Mrd. Euro gegeben. Diese soll am 18. oder 25. Mai starten. Des Weiteren wurden die Bilanz 2014 mit einem Verlust von 5,4 Mrd. Euro und die Erneuerung des Verwaltungsrats abgesegnet. Bankpräsident Alessandro Profumo bestätigte, er werde Monte dei Paschi innerhalb weniger Monate verlassen. Er soll dem Institut noch so lange vorstehen, bis die Kapitalerhöhung unter Dach und Fach gebracht ist. Ein Nachfolger wurde noch nicht gefunden. Der Chairman der Stiftung MPS, Marcello Clarich, wurde mit der Suche beauftragt. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, 20.4.2015)