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Neos-Chef Matthias Strolz.

Foto: APA/PFARRHOFER

Adelsmayr - ist Ihnen der Name noch ein Begriff? Der "Kurier" hat neulich dem Gedächtnis in seiner Manier auf die Sprünge geholfen. In Dubai drohte Eugen Adelsmayr die Todesstrafe: Jetzt kandidiert er für die Neos. Schön zu sehen, dass der Dubai-Arzt es sich verbessern konnte. Aber nicht zu stark. Die Neos haben am Samstag ihre Liste für die oberösterreichische Landtagswahl am 27. September präsentiert. Die größte Überraschung war, dass Dubai-Arzt Eugen Adelsmayr nach dem dreistufigen Reihungsverfahren nur auf Platz acht zu finden ist. Der prominente Kandidat der Pinken hat damit keine Chancen, einen Sitz im Landtag zu bekommen.

Offenbar war er doch nicht prominent genug, zur größten Überraschung des "Kurier", der sich mehr erwartet hätte. Da hat er sich aber in den Neos gründlich geirrt. Die allgemeine Verwunderung, dass der weitaus Bekannteste nur auf Platz acht zu finden ist, obwohl man ihn vor zwei Wochen noch medienwirksam präsentiert hatte, konnte Neos-Landessprecherin Judith Raab nicht nachvollziehen. "Es geht bei uns nicht um Prominenz, sondern um Menschen, die Verantwortung übernehmen, und um Inhalte." Da könnten sich andere Parteien ein Beispiel nehmen.

Aber auch am Dubai-Arzt. Wem schon einmal die Todesstrafe drohte, der nimmt den Verdacht, damit nicht prominent genug zu sein, gelassen. "Für mich geht die Welt nicht unter", versprach er dem "Kurier", der ihn erst von seiner Rückstufung informiert hatte.

Auch auf dem Boden der politischen Realität angelangt ist Neos-Chef Matthias Strolz, dem sich zu Weihnachten die Sinnfrage "Ist es richtig und wichtig, was ich mache? gestellt hat, die er nach Ostern in "Österreich" zu beantworten versuchte. Nach seinem Durchhänger zu Weihnachten ist Selbstprüfung angesagt. Vielleicht bin ich etwas gesetzter. Aber ich erlebe mich immer noch als sehr feurig - für manchen ist das fast zu viel. Ich habe mir vorgenommen, das etwas zu dosieren. Denn für manche war ich ein Energieüberfall, wenn ich ihnen begegnet bin. Das kann man nicht allen antun, schon gar nicht in Österreich. Ich bin voller Kraft. Nicht jeden Tag gleich. Ich bin aber - ein schönes Zeichen von Bescheidenheit - auch nur ein Mensch. Wer hätte das gedacht?

Da konnte die Antwort auf die Sinnfrage doch nur lauten: Ja. Dabei ist die Politik eben ein Knochenjob. Sie ist mitunter auch ein depressiver Ort und ein verletzendes Feld. Das stehst du nicht durch, wenn du kein Energieüberfall bist. Aber ein Ende ist abzusehen. Ich habe mir für meine Lebensaufgabe - Österreich braucht Erneuerung - in der Politik zehn Jahre Zeit genommen. Drei sind vorbei, die restlichen sieben werden auch vergehen.

Nicht depressiv, sondern gut gelaunt wie ein Energieüberfall war Strolz dann Gast bei einer politischen Lehrveranstaltung, nämlich im Wiener Salon der Grazer "Kleinen Zeitung", wo fünfzehn Jahre nach seiner ersten Regierungsbildung Altkanzler Wolfgang Schüssel Auskunft über seine Befindlichkeit, seine Erfahrungen gab. Neues war nicht dabei. Macht habe er tatsächlich nie angestrebt, "aber wenn man sie hat, dann macht man was draus", extemporiert Schüssel den schon öfter extemporierten Kalauer. Wenn man bei einer Wahl nur Dritter wird, muss sich einem die Macht, die man nie angestrebt hat, schon kräftig aufdrängen, damit man was draus machen kann, wenn man sie hat. Machtlust sei ihm angedichtet worden, weil er dann stets "mit 120 Prozent" dahinter war. Da hat einer Macht tatsächlich nie angestrebt, und dann wird sie ihm angedichtet, nur weil er stets "mit 120 Prozent" dahinter war - es gibt schon viel Ungerechtigkeit!

Das sollte sein Charakterbild in der Geschichte nicht trüben. Den Eurofighter-Kauf hält er noch immer für richtig. Dabei sei alles mit rechten Dingen zugegangen, "Ich habe ein hundertprozentig reines Gewissen." Schade, dass es nie gerichtlich verifiziert werden konnte. Und: "Korruption hat es immer gegeben", wehrt Schüssel entschlossen ab. Keine journalistische Vereinfachung! "Wenn etwas schiefgelaufen ist", müssten dies Gerichte klären. Ja, schon. Auch der Buwog-Verkauf sei "für mich erkennbar, ganz sauber" gelaufen. Stichwort Hypo-Milliardendesaster: Es sei "lächerlich, wenn heute behauptet wird, ich habe Leute nach Kärnten geschickt, die wegschauen".

"Hart, aber fair" wird Matthias Strolz später ins Gästebuch schreiben. Und Christian Pilnacek, Sektionschef im Justizministerium, freute sich an der "faszinierenden Gedankenwelt eines besonderen Menschen." (Günter Traxler, DER STANDARD, 18.4.2015)