Besuchen Sie gern Gaststätten, in denen es nichts zu essen und nichts zu trinken gibt? Gehen Sie gern in Opernhäuser, in denen nicht gesungen wird? Wenn ja, dann lieben Sie sicher auch den parlamentarischen Untersuchungsausschuss österreichischen Zuschnitts.

In unserem Land, das die Welt immer wieder mit paradoxen Interventionen erfreut, ist man gerade dabei, den Austro-U-Ausschuss (AU-U-Ausschuss) zu erfinden. Der AU-U-Ausschuss zeichnet sich dadurch aus, dass niemand etwas von ihm wissen und möglich nichts bei ihm herauskommen soll.

Ein Steuerzahler, der gern Näheres über jene Könnerpartie erführe, die ein paar läppische Hypo-Milliarden verjuxt und verjankert hat, ist bei SPÖ und ÖVP so willkommen wie Marcus Franz bei der Jahreshauptversammlung der Homosexuelleninitiative Wien.

Für einen AU-U-Auschuss braucht man etliche Zutaten: viel Geheimniskrämerei, ordentlich Obstruktionswillen, eine Affenliebe zum "Zeugenschutz" und natürlich schüppelweise geschwärzte Akten. Der Krisenkolumnist fragt sich überhaupt, wie viele Überstunden die Schwärzarbeiter in Ministerien und Finanzmarktaufsicht derzeit leisten müssen, damit sie mit dem Zuschmieren noch nachkommen.

Dass Institutionen dazu hergerichtet werden, dass sie akkurat das Gegenteil dessen machen, was sie eigentlich bezwecken, eröffnet interessante Zukunftsperspektiven: In einem flächendeckend veruntersuchungsausschussten Österreich werden wir es mit Krankenhäusern zu tun bekommen, die nicht kurieren, sondern die Patienten zu Fleiß infizieren ("Jetzt gibt's noch ein Typhusspritzerl, gnädige Frau"). Mit Psychotherapeuten, die einen erst recht wahnsinnig machen ("So einen depperten Klienten wie Sie seh ich nicht alle Tage"). Wir blicken einem Land mit Heurigen entgegen, die ausschließlich Wasser ausschenken, und Entzugskliniken mit Happy Hour: Für Lebertransplantierte kostet der Whisky dann nur den halben Preis. Vorsicht beim Schönheitschirurgen! Der operiert Ihnen garantiert einen derart schiachen Pfnark ins Anlitz, dass es jeder Sau grausen wird.

Und natürlich brauchen wir viele weitere AU-U-Ausschüsse, damit nur ja niemand von den Sauereien erfährt, die im Inneren des Staatsgebälks vonstattengehen. Wozu sind solche Ausschüsse schließlich sonst da? (Christoph Winder, Album, DER STANDARD, 18./19.4.2015)