Foto: Thomas Rottenberg

Ja eh: Lauf-, Sport- und Triathlonuhren sind ein Grenzfall zwischen diesem und dem anderen von mir befüllten Bewegungsblog hier. Denn sie sind - abgesehen etwa von Suuntos "Ambit"-Serie (zu der es hier demnächst ebenfalls einen Test geben wird) - meist sehr auf laufende und radelnde Kunden fokussiert. Andererseits: Sportuhren sind astreine Outdoor-Produkte.

Noch etwas: Weil es für alles & jedes Experten gibt, die so spezialisiert sind, dass es grotesk wäre, als Allrounder mit ihnen zu konkurrieren, verzichte ich auf das, was viele (auch namhafte) Kollegen tun: Statt ohne Quellenangabe "copy - paste" zu machen, kommt hier ein Hinweis: DER Experte für Laufuhren und andere Sport-Tech-Gadgets heißt DC Rainmaker. Der Mann testet akribisch und unbestechlich. Einziger Vorwurf: Mitunter überfordert er sogar Experten.

Doch eigentlich soll es hier um die neue Triathlon-Multisportwaffe von Garmin gehen: Den "920tx". Garmin Österreich hat ihn mir im März für ein paar Wochen zur Verfügung gestellt.

Allerdings habe ich die Uhr nicht selbst getestet: Ich bin seit ewig und einem Tag mit Polar-Produkten unterwegs. Bin auf Abläufe, Logik und Bugs konditioniert. Und Gewohnheit schafft Glaube: Rapid oder Austria? BMW oder Audi? Markentreue (oder eben -konditinierung) lässt die kleinen Unterschiede zum Mitbewerber subjektiv - und zu Unrecht - wie Fehler wirken.

Darum habe habe den 920xt meiner Freundin Cornelia umgeschnallt. Seit immer Garmin-Nutzerin. Marathonläuferin mit Triathlon-Ambitionen. War zuletzt mit dem Forerunner 220 unterwegs. Hier ihr Resümee:

Das eigene (rechts) und das Testmodell im direkten Vergleich.
Foto: Thomas Rottenberg

Erster Eindruck: Gegen "meinen" 220er wirkt der 920xt extrem klobig, ich habe keine besonders zarten Handgelenke - aber selbst an mir wirkt die Uhr zu bullig. Kein Frauengerät.

Kennt man Garmin, funktioniert der 920xt intuitiv: Ich habe mich ohne Gebrauchsanweisung zurecht gefunden.

Die Anzeige ist für jede Sportart anpass- und personalisierbar. Angenehm ist die Option Indoor- Laufen/Radfahren, damit kann man im Fitnessstudio loslegen ohne das GPS ausschalten zu müssen.

Die Uhr bewertet auch den aktuellen Trainingszustand - und berechnet, wie lange man sich erholen sollte. Diese Schätzung scheint mir sehr defensiv: Nach 1:30 Stunden Radfahren und danach lockerem Auslaufen sind 48h Erholung definitiv nicht notwendig.

Neben den Sportfunktionen bietet die 920xt auch Smartwatch-Features: integrierter Schrittzähler und Schlafaufzeichnung - und via Bluetooth oder WLAN lassen sich Benachrichtigungen vom Handy auf der Uhr anzeigen lassen. Nett - aber durch die Größe und den damit fehlenden Tragekomfort ist die Uhr gängigen Fitnesstrackern unterlegen.

Foto: Testerin

Die 920xt hat Freiwasser- und Schwimmbad-Modi. Die automatische Schwimmstilerkennung funktionierte gut. Ein praktisches Feature ist der Pausenmodus: Die Zeit, wie lange man zwischen einzelnen Bahnen/Segmenten pausiert, wird gemessen, aber die reine Schwimmzeit nicht verfälscht. Gleichzeitig wird angezeigt, wann man weitermachen sollte.

Aufgezeichnet werden: Schwimmdistanz, Pace, Anzahl der Züge, Schwimmstil und der SWOLF-Wert (also die Schwimmeffizienz"; Anm Thomas Rottenberg). Das ist super - für Anfänger vielleicht sogar zu viel. (Anmerkung TR: Der Puls wurde im Wasser nicht gemessen - das können derzeit nur die Spitzengeräte von Polar und Suunto - wobei vor allem bei Männern das häufige Verrutschen der Brustgurte diese Funktion oft egalisiert. Dazu ein anderes Mal mehr.)

Foto: Thomas Rottenberg

Radfahren: Die 920xt ist ein (fast) kompletter Radcomputer. Mit einem optionalen Trittfrequenzsensor zeichnet sie auch Uhr auch die - no na - Trittfrequenz auf. Ich fahre sonst mit dem Edge 800. Das ist ein "echter" Radcomputer und hat auch eine echte Navi-Funktion. Aber wer kein Navi braucht, ist mit der 920xt bestens bedient. Nebenbei: Die Uhr findet die Satelliten schneller als Forerunner 220 und Edge 800.

Foto: Testerin

Laufen: Alle von der 220er gewohnten Features - und mehr. Etwa: Intervalltraining personalisieren, Schrittfrequenz und Bodenkontaktmessung. Wer auf Schrittfrequenz trainiert, kann die Uhr als Metronom verwenden. Ebenfalls neu für mich: Die Rennzeitvoraussage – basierend auf dem Trainingszustand gab die Uhr zwar ambitionierte, aber realistische Zielzeiten vor.

Mein Fazit: Eine tolle Multisportuhr. Auch wenn für "nur" Läufer oder "nur" Radfahrer die sportartspezifischen Geräte völlig ausreichen.

Einziger Negativpunkt: die Größe. (Thomas Rottenberg, derStandard.at, 19.4.2015)

Foto: Hersteller

Garmin verkauft den Forerunner 920xt um 449€ - online ist er ab 395 € zu finden.

http://www.garmin.com