Was braucht Griechenland jetzt ganz, ganz dringend? Raketen. Besser noch: russische Raketen. Der rechtsnationalistische, russophile griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos hat soeben in Moskau über den Kauf und die Wartung von russischen S-300-Raketen (Abwehr von Flugzeugen und Panzern) verhandelt.

Der Nato-Staat Griechenland hat solche Raketen bereits. Sie können offenbar nicht noch ein paar Jahre weiter im Depot bleiben, denn sie haben laut Kammenos "ihr Verfallsdatum überschritten". Da Kammenos gerne Luftzwischenfälle mit dem "Erbfeind" Türkei provoziert, muss natürlich das neueste Material her. Auch Premier Alexis Tsipras scheint gegen diese neue Ausgabe nichts einzuwenden zu haben. Angesichts der Schreckensmeldungen über die Verarmung der griechischen Bevölkerung zumindest eine interessante Tatsache.

Die Verhandlungen über Reformprogramm versus neue Kredite in Brüssel sind bisher ergebnislos verlaufen. Vertreter der Eurogruppe sagten, es sei "unmöglich", in Griechenlands Regierung "kompetente Partner" zu finden. Sowohl die Linksradikalen wie die Rechtsnationalen haben enge Verbindungen zu nationalistischen Oligarchenkreisen um Putin.

Insgesamt drängt sich mehr und mehr der Eindruck auf, dass Griechenlands linksradikale/rechtsnationale Regierung in Wahrheit aus dem Euro hinauswill.

Vielleicht sogar aus Europa. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 17.4.2015)