Jeder vierte Studierende an einer österreichischen Hochschule hat sich zumindest einmal diskriminiert gefühlt – die meisten aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Herkunft. Eine am Dienstag präsentierte Studie der Hochschülerschaft und des Instituts für Höherer Studien (IHS) zeigt, dass 27 Prozent der Studentinnen und 18 Prozent der Studenten bereits Erfahrungen mit Diskriminierung seitens der Professorenschaft und der anderen Studierenden gemacht haben. Gemeldet werden allerdings die wenigsten Vorfälle, fast drei Viertel werden nie irgendwo behandelt.

Dass Studierende sich nicht gegen Diskriminierung wehren, verwundert aber kaum. An den meisten Hochschulen fehlt es noch immer an offiziellen Ansprechpersonen für Betroffene. Zwar haben einige Universitäten bereits Stellen eingerichtet, die sich mit Sexismus und Mobbing auseinandersetzen, deren Bekanntheitsgrad unter den Studierenden ist allerdings verschwindend gering. Konsultiert werden sie vor allem von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Universitäten.

Außerdem stellt sich noch immer die Frage, was an Hochschulen und in der Gesellschaft als übergriffig, und was bloß als überzeichnet gewertet wird. Die aktuelle Po-Grapsch-Debatte zeigt, dass ein körperlicher Übergriff leider noch lange nicht als Diskriminierung akzeptiert ist.

Oft steht Aussage gegen Aussage. Hinzu kommt, dass ein Kurs, ein Studienabschluss oder eine Forschungsstelle vom Verlauf der Beschwerde abhängen kann. Das Studium oder der Forschungsschwerpunkt können nicht einfach ausgetauscht werden. Netzwerke für Diskriminierungsopfer fehlen zu oft.

Die Hochschulen müssen sich diesem Problem endlich stellen. In den USA oder in England gibt es bereits Sensibilisierungskurse für Erstsemestrige. Dass Studierenden klargemacht wird, wie weit Mitstudierende gehen dürfen und was vonseiten der Professoren und Professorinnen als Überschreitung gilt, ist längst überfällig. (Oona Kroisleitner, derStandard.at, 14.4.2015)