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Teamchef Maurizio Arrivabene hat sein halbes Saisonziel mit Ferrari bereits erreicht.

Foto: AP/ Luca Bruno

Schanghai/Wien - Maurizio Arrivabene, 58 Jahre alt und aus Brescia, hat in wenigen Monaten das Kunststück geschafft, aus einem veritablen Hühnerhaufen wieder ein Siegerteam namens Ferrari zu formen. Auch wenn der Erfolg Vettels vor zwei Wochen in Malaysia, der erste Triumph für das Team seit Mai 2013, nicht zuletzt Fehlern von Mercedes zuzuschreiben war, so gilt die Scuderia doch plötzlich als ernste Herausforderin der Deutschen.

Arrivabene nannte zwei Siege als Saisonziel. Die Premiere folgte dem Ex-Manager des Konzerns Philip Morris, durch dessen Marke Marlboro er als Sponsorvertreter mit Ferrari in Verbindung kam, fast zu schnell: "Manchmal kommen Siege zu früh, um ein Vorteil zu sein. Sie verwandeln sich in einen Nachteil."

Von Nordamerika nach Italien

Kein Nachteil war für Ferrari die Ablöse von Marco Mattiacci, der seit dem GP von China im Vorjahr der Schwäche der roten Renner ratlos gegenüberstand. Der ehemalige Geschäftsführer von Ferrari Nordamerika war jedenfalls nicht gegen den Widerstand von Fiat-Chef Sergio Marchionne bestellt worden, der sich selbst dann anstatt Luca di Montezemolos an die Spitze Ferraris setzte und im November seinen Fehler mit Mattiacci durch die Bestellung Arrivabenes ausbügelte.

Dieser Griff scheint insofern richtig gewesen zu sein, als der lässig wirkende Marketingspezialist zuallererst die Belegschaft für sich einzunehmen versuchte. In Malaysia überließ er Chefmechaniker Diego Loverno den Platz neben Vettel auf dem Podium. "Die Burschen in Maranello haben in den vergangenen Monaten irre geschuftet. Deshalb habe ich Diego gebeten raufzugehen", sagte Arrivabene. "Denn er steht für alle, die nicht nur einen tollen Geist haben, sondern sich auch die Hände schmutzig machen."

Das Wichtigste sei, "den Leuten eine Richtung vorzugeben", sagt der Studienabbrecher, der seit 2012 auch im Vorstand des italienischen Fußballrekordmeisters Juventus Turin sitzt. Die Zusammenarbeit mit Marchionne verlaufe reibungslos. Der Ferrari-Boss sei ein geradliniger Typ, entschlussfreudig und ein strategischer Denker.

Belastungen durch Reibereien an der Spitze kann die Rennsportabteilung von Ferrari auch gar nicht brauchen. Kein anderer Rennstall der Formel 1 ist einem derartigen öffentlichen Druck ausgesetzt. "Jedes Team arbeitet hart", sagte jüngst Technikchef James Allison, "aber Ferrari arbeitet hart mit der Last der Geschichte auf seinen Schultern." Arrivabene vermittelt, dass er seinen Teil dieser Last gelassen zu schultern bereit ist. (red, DER STANDARD, 11.4.2015)