Wien - Banken sind für heimische Klein- und Mittelbetriebe noch immer die größten Finanzierer. Noch - denn die Kreditvergabe wird selektiver, und auch das Screening für die Bonitätsprüfung wird immer härter. Die eventuellen Risikoaufschläge, die einem Kreditnehmer drohen, und das Gefühl, bei der Bank immer mehr zum Bittsteller zu werden, würden Unternehmer dazu veranlassen, sich nach Alternativen umzusehen, sagt Michael Szücs, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater von IB Interbilanz.

An die Börse würden viele Unternehmer nicht denken, denn mit dem Gedanken an einen Börsengang würden sofort Publizitätsvorschriften oder die aufwändige Kapitalmarktprospekterstellung als Schreckgespenst hervortreten, und ein Gang an die Börse sei damit auch gleich wieder vom Tisch. Dabei biete der Kapitalmarkt einige andere Möglichkeiten, auf die Unternehmer nun verstärkt aufmerksam werden.

Denn neben Aktien oder Anleihen, für die es eine Prospektpflicht gibt, "bekommen Nachrangdarlehen, für die es keine Prospektpflicht gibt, immer mehr Aufmerksamkeit", sagt Szücs. Auch verbriefte Genussscheine und Crowdfunding würden bei Unternehmer immer beliebter.

Breitere Investorenbasis

Als Vorteile für eine kapitalmarktorientierte Finanzierung im Vergleich zum Kredit nennt Szücs im Gespräch mit dem STANDARD die breitere Investorenbasis und dass die Entscheidungsfreiheit im Unternehmen bleibt. Zudem könnten mit einer alternativen Finanzierung freie Banklinien erhalten werden. Dass mit dem Gang an den Kapitalmarkt - wenn auch in vielen Fällen nur eingeschränkte - Publizitätsvorschriften erfüllt werden müssen, was von Unternehmen oft gefürchtet wird, lässt Szücs nicht gelten. Er erinnert daran, dass auch für die Bank eine laufende Dokumentation über die Unternehmensentwicklung erstellt werden muss.

Auch Lieferantenkredite würden zu einem immer größeren Thema - ebenso würden Factoring oder Leasing mehr und mehr zur Alternative zum Bankkredit.

Dass die Regierung Crowdfunding auf rechtlich gesicherte Beine stellen will, begrüßt Szücs, "weil damit der Graubereich verlassen wird". Mit der vereinfachten Prospektpflicht sei Gründern geholfen. Dass es bei größeren Volumina eine Prospektkontrolle gibt, findet der Experte gut. "Es ist wichtig, dass hier jemand ein Auge darauf hat." In Summe schaffe das für Gründer und Anleger mehr Sicherheit. (bpf, DER STANDARD, 10.4.2015)