Frauen in der Technik sind nach wie vor unterrepräsentiert. Das Projekt MIT-MUT hat es sich zum Ziel gemacht, die Genderstereotype zu dekonstruieren. Denn laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Makam weist ein Großteil der befragten 13- bis 14-jährigen Schülerinnen stereotype Verhaltensmuster und Einstellungen auf und zeigt wenig Offenheit für nicht klassisch weibliche Ausbildungswege und Berufsbilder.

So zeigt sich schon bei der Ermittlung der Freizeitaktivitäten eine Bevorzugung von typisch weiblich konnotierten Beschäftigungen: Reiten, Tanzen, Ballet oder das Spielen von Musikinstrumenten sind die beliebtesten Hobbies der befragten Schülerinnen. Auch die Lieblingsfächer in der Schule entsprechen den klassischen Stereotypen, wobei vor allem kreative Unterrichtsgegenstände wie Bildnerische Erziehung, Turnen und Werken das Beliebtheitsranking anführen.

Traditionelle Berufswahl

Die befragten Schülerinnen haben noch kaum konkrete Berufspläne, jedoch sind am ehesten traditionell weiblich konnotierte Berufe vorstellbar. Bei der Wahl einer weiterführenden Schule folgen die befragten Mädchen auch bekannten Pfaden. So strebt der Großteil eine Schulkarriere in einer Kindergartenschule oder in einer Handelsakademie an. Obwohl die Berufsvorstellungen der befragten Schülerinnen, trotz des Kennenlernens verschiedener Tätigkeiten im Rahmen der in den Schulen stattfindenden Berufsorientierungen, noch vage sind, sind am ehesten traditionell weiblich konnotierte Berufe, wie Kindergärtnerin, Lehrerin/Pädagogin, Pflegerin oder Bank- oder Bürokauffrau, vorstellbar.

Einige der befragten Schülerinnen interessieren sich zwar sehr für digitale Medien, trotzdem ist eine berufliche Orientierung in diese Richtung für sie persönlich eher nicht denkbar, da Fertigkeiten im IT-Bereich mit Buben assoziiert werden, denen viel eher zugetraut wird, eine Ausbildung oder einen Beruf in dieser Fachrichtung zu ergreifen Dieses geschlechterstereotype Entscheidungsverhalten der Mädchen hinsichtlich Schul- und Berufswahl sehen die befragten Pädagogen, die sich selbst neben den Eltern als wichtige Unterstützer im Rahmen der Berufsorientierung sehen, in der Gesellschaft allgemein sowie in der Familie begründet.

Vorbilder im privaten Umfeld

So haben individuelle Ansichten und Interessen, Noten und Schulleistungen, Beruf und Bildungsstand der Eltern, regionale Aspekte sowie die Pläne der engsten Freundinnen einen Einfluss auf die Schulwahl. Aus diesem Grund erachten die befragten Lehrkräfte es als wesentlich, das Selbstbewusstsein der Mädchen zu stärken und ihnen berufliche Optionen abseits von genderstereotypen Vorstellungen bewusst zu machen um damit das Interesse für Berufe zu wecken, die sie sonst nicht in Betracht gezogen hätten.

Für jene Schülerinnen, für die eine IT-Laufbahn in Frage kommen könnte, sind Berufe im kreativen (Medien- oder Modedesign, Architektur) oder im naturwissenschaftlichen Bereich (Umwelttechnik) denkbar. Offenheit für IT-, technische oder naturwissenschaftliche Berufe ist vor allem bei jenen befragten Mädchen erkennbar, die in ihrem privaten Umfeld diesbezüglich Vorbilder haben und daher vermehrt über spezifisches Wissen hinsichtlich der beruflichen Möglichkeiten in diesem Feld verfügen oder bestimmte Fertigkeiten (z. B. Programmieren, digitales Zeichnen) schon ausprobieren konnten. (red, derStandard.at, 16.4.2015)